Wir. Wie leicht uns dieses Wort über die Lippen kommt. Wir sind ein Paar, wir sind eine Familie, wir sind Freunde, wir sind eine Gemeinschaft, wir sind eine Nation. Wir sind nicht die Anderen. Oder?
Judith Kohlenberger sieht genau hin: Wer ist das Wir in welchem Kontext? Welches Wir wählen wir selbst, welches wird uns zugeschrieben durch Herkunft, Beruf, Status? Wann wird das Wir zu einem Werkzeug der Ausgrenzung? Und wie beschreiten wir den Weg hin zu einem inklusiveren Wir? Dieser klarsichtige Essay räumt auf mit der Annahme, dass das von der Politik vielbeschworene und instrumentalisierte Wir selbstverständlich und festgeschrieben ist. Es ist vielmehr flüchtig, schwer fassbar, wandelbar– und ein ständiger Streit, den es auszuhalten gilt. Judith Kohlenberger plädiert in klaren Worten und mit Feingefühl für ein starkes, wagemutiges Wir, das Wachstumsschmerzen nicht scheut, das Unterschiede als Chance auf Weiterentwicklung und echte Teilhabe begreift.
Autorin: Dr. Judith Kohlenberger
Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Institut für Sozialpolitik
Judith Kohlenberger ist promovierte Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin. Seit Herbst 2015 arbeitet sie zu Fluchtmigration und Integration, unter anderem im Rahmen des Displaced Persons in Austria Survey (DiPAS), eine der europaweit ersten Studien zur großen Fluchtbewegung 2015, die mit dem Kurt-Rothschild-Preis 2019 ausgezeichnet wurde. Ihre Arbeit wurde in internationalen Journals veröffentlicht, darunter PLOS One, Refugee Survey Quarterly und Health Policy.
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