Zeit der bedächtigen, einübenden Stille
Kirchliche Pubertät. Gedanken zum 5. Ostersonntag
Zeit der bedächtigen, einübenden Stille
Schriftworte
Und wir werden vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß. Geliebte, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht;
erster Johannesbrief 3, 19b.20–21
Bleibt in mir und ich bleibe in euch.
Johannes 15, 4a
Impuls
Es gibt Zeiten des Aufbruchs, der Veränderung.
Das ist oftmals notwendig, damit Neues wachsen und entstehen kann. Auch im persönlichen Leben. Wie bei einem Kompass, der ab und zu neu justiert werden muss, damit wir uns exakt auf das Ziel ausrichten.
Reflexion. Feedback-Schleife.
Leben ist zwar Veränderung.
Aber Veränderung ohne Beständigkeit ist lebensfeindlich.
Denn es braucht auch das stille, ungehinderte Wachstum. Die Zeiten der Ruhe, des Heranreifens. Wie bei einer Idee, die sich ganz langsam, unscheinbar entwickelt – lange, bevor etwas „greifbar“ wird.
Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten ist so eine Zeit der bedächtigen Stille.
Nicht langweilige Untätigkeit, nein, ganz und gar nicht!
Sondern Einübung – und das ist auch tatsächlich eine Tätigkeit, die Entscheidung verlangt.
„Fit mit Jesus“. Der Coach ist der Heilige Geist.
Ostern war nicht das Ende.
Ostern war der Beginn!
Beginn einer Zeit für ein neues Verständnis. Zuerst haben die Jüngerinnen und Jünger Jesu, die ihm „Nachfolgenden“, gesehen, was er so tut. Jetzt fangen sie langsam an zu begreifen, was denn das alles zu bedeuten haben könnte.
Zu Pfingsten, mit der Kraft des Heiligen Geistes, kam dann das Verständnis, das tatsächliche Verstehen von innen her.
So geht es uns Menschen im eigenen Leben doch genauso:
An den Eltern (und eventuell Geschwistern, Großeltern, Verwandten etc.) sehen wir die Praxis des Lebens. Und ahmen diese nach.
In der Pubertät beginnt eine gewisse Lebens-Ahnung sich langsam einen Weg zu bahnen.
Doch irgendwann gibt es das Verständnis von innen her – das in eine Lebensentscheidung mündet: Beziehung zu einem Menschen (Partnerschaft, Familie) oder Beziehung zu Gott (Gemeinschaft, Ordensleben) oder Entscheidung für eine „Sache“ (Berufswahl, Karriere).
Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten sozusagen als eine Pubertät, ein Ausreifen.
„Bleibt in mir und ich bleibe in euch.“
© nikfai