
23. Sonntag
Aus Alt-Bekanntem wird Neu-Vertrautes
Schriftstellen
Weisheit 9,13-14
Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen / oder wer begreift, was der Herr will? Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen / und einfältig unsere Gedanken.
Psalm 90,12.17b
Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Lass gedeihen das Werk unserer Hände, ja, das Werk unserer Hände lass gedeihn!
Philemonbrief 15
Denn vielleicht wurde er deshalb eine Weile von dir getrennt, damit du ihn für ewig zurückerhältst
Lukas 14,26-27.33
Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.
Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Impuls
Der Start in ein neues Arbeits- und Schuljahr steht bevor.
Der Wechsel von den Ferien bzw. vom Urlaub in den Arbeitsmodus; vom Sommer in den Herbst.
Dieser Wechsel, dieser Neubeginn kann nur gelingen, wenn zurückgegriffen wird auf Vertrautes: Seien es Themen, seien es Tätigkeiten, seien es begleitende Menschen.
Der Geist des Menschen schöpft aus dem Vorhandenen, greift auf Bekanntes zurück.
Manches ist sozusagen Variation von Altbekanntem – von Altem und Bekanntem.
Wiederkehrendes schenkt Vertrauen, weil auf Vertrautes aufgebaut wird.
Davon „leben“ nicht zuletzt Bräuche und Rituale: Indem sie Vertrautes „be-greif-bar“ machen, wird nicht nur der Verstand, sondern auch der Körper mit all seinen Empfindungen und Gefühlen mit einbezogen.
Und wo bleibt der Neubeginn?
Tafelklassler schaffen den Schulstart in der allerersten Klasse wohl nur deshalb, weil sie von vertrauten Menschen begleitet werden. Diese geben Ermutigung, den ersten Schritt zu wagen. Mehr durch ihre spürbare Nähe, denn durch die gutgemeinten ausgesprochenen Wünsche. Das Kleinkind muss die „Kittelfalte“ der Mutter loslassen, wenn es sich an seinen ersten Schreibtisch setzen soll; dennoch trägt die Sicherheit, dass Mama oder Papa draußen warten…
Eine exemplarische Erfahrung für alle weiteren Entwicklungsschritte im Leben:
Glaube – echter, existentieller Glaube – ist nicht billig: Er bedeutet ein Wagnis mit ungewissem Ausgang.
Auch wenn es hart klingt: Nachfolge Jesu kann nur gelingen, wenn Abschied genommen wird von den eigenen Vorstellungen. Denn: Nur, wer das „vertraute Ufer“ loslässt, kann über das Seil des Wagnisses gehen.
In dem Moment kann der Mensch nicht erahnen, was ihn auf der anderen Seite erwarten wird. Hier darf das Wissen um Vertrautes sich wandeln in Vertrauen, das mit dem Psalmisten betet: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Lass gedeihen das Werk unserer Hände, ja, das Werk unserer Hände lass gedeihn!“
© nikfai