13. Sonntag
Dank, Abgeltung, Ausgleich
Schriftstelle
Matthäusevangelium 10, 41–42
Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Impuls
Ist Dankbarkeit selbstverständlich?
Das Sprichwort „Eine Hand wäscht die andere.“ bringt diese schöne Gepflogenheit unter kultivierten Menschen irgendwie in Misskredit. Denn da schwingt eine Dimension der Berechnung mit: „Wenn du mir etwas tust, dann werde ich es dir vergelten, weil ich in deiner Schuld stehe.“
Man denkt unwillkürlich mit: „Nur, wenn du mir etwas tust, werde ich es dir vergelten…“ Eine Gegenleistung erfolgt ausschließlich dann, wenn zuvor eine Leistung erbracht wurde.
Ist das wirklich das Wesen von Dankbarkeit?
Oder ist es „romantisch“, weltfremd, Gutes zu tun, ohne mit den möglichen ausgleichenden Folgen zu rechnen? Zu helfen, ohne bereits auf die „Gutmachung“ zu schielen?
Seien wir ehrlich - ganz nüchtern betrachtet: Ich kann eigentlich gar nichts tun, ohne eingebunden zu sein in ein Netzwerk von Geben und Nehmen. Deshalb brauche ich nicht auf irgendeine Vergeltung zu „schielen“, denn anders könnte das Zusammenleben ja gar nicht funktionieren!
„Eine Hand wäscht die andere.“
Ja, selbstverständlich! Wie denn sonst?
Wenn ich mich ganz bewusst einbinden lasse in dieses Netzwerk, dann profitiere ich selbst letztendlich am meisten davon. Und da ist es dann völlig egal, ob es „einer von diesen Kleinen“ ist, oder „eine von den Großen“, der ich Gutes tue.
Eine weise alte Frau meinte einmal: „Ich tue es, weil es getan werden muss.“ Punkt.
Ganz nüchtern. Ganz selbstverständlich. Ohne Berechnung.
Im Netzwerk des gegenseitigen Ausgleichs.
© nikfai