Die Entwicklung von Einkommen und Verteilungsgerechtigkeit in Krisen
Dr. Stefan Jestl vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche hat gestern in seinem Vortrag vor einem vollen Saal im Pfarrzentrum Oberpullendorf aktuelle Studien zur Entwicklung von Einkommen und Verteilungsgerechtigkeit nach der Finanzkrise und der Corona-Krise vorgestellt. Die sehr differenzierten Zahlen lassen klar erkennen: Die Verlierer der Corona-Pandemie waren junge Menschen von 15 bis 24 und Menschen mit schlechter Ausbildung. Eindeutige Gewinner waren die oberen 10% der Vermögenden. Schwächere Einkommensgruppen sind also von Krisen immer stärker betroffen. Umso wichtiger sind staatliche Maßnahmen und der Sozialstaat, um negative Effekte abzufedern. Negative Effekte von hoher Einkommensungleichheit sind z.B. der Vertrauensverlust von Bürger*innen in Institutionen und die Beeinträchtigung des Zusammengehörigkeitsgefühls, -> bestimmte Gruppen fühlen sich vernachlässigt und es entstehen soziale Konflikte. Geringe Einkommenszuwächse bei unteren Schichten führen auch zu einer höheren Haushaltsverschuldung und somit zu Instabilität des Wirtschaftssystems. Auf der anderen Seite führt Einkommenskonzentration und Vermögenskonzentration zu einer Machtkonzentration.
Zu den Auswirkungen der Ukraine-Krise gibt es vorerst nur erste Prognosen, aber diese wurden von den interessierten Teilnehmenden angeregt bei einem Glas Wein im Anschluss diskutiert.