Deutsch Jahrndorf
Deutsch Jahrndorf, der östlichste Ort Österreichs, auf dessen Gemeindegebiet sich auch das Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowakei befindet, ist alter Siedlungsboden. Neben vereinzelten Funden aus der Römerzeit sticht vor allem die Entdeckung eines keltischen Münzschatzes im Rahmen von Grabungsarbeiten im 19. Jahrhundert hervor (in der münzkundlichen Literatur nach wie vor als „Schatzfund von Jarendorf“ bezeichnet). Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte in einer Grenzbeschreibung von 1208 unter dem Namen „Ceud“, 1424 wird die Siedlung erstmals als „Jarendorf“ bezeichnet. Von 1558 an war Deutsch Jahrndorf über 200 Jahre Standort einer Poststation (als Teil des Postkurses von Wien ins heutige Budapest), der ältesten auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes.
Nach 1945 befand sich der Ort in einer äußerst exponierten Lage unmittelbar am Eisernen Vorhang – was zusammen mit der Auflösung der Meierhöfe zu einem starken Bevölkerungsverlust durch Abwanderung führte. Eine langsame Umkehr trat erst nach der Grenzöffnung 1989 ein. Aktuell (Stand 2025) liegt die Einwohnerzahl bei 643 Personen; aus der einstigen „Sackgasse“ unmittelbar am Eisernen Vorhang wurde eine neue zentrale Lage inmitten einer aufstrebenden mitteleuropäischen Region, die sich über drei Staaten erstreckt.
Die römisch-katholische Pfarre
Deutsch Jahrndorf stellt eine alte vorreformatorische Pfarre dar, die im Laufe der Zeit zu einer Filialgemeinde des benachbarten Ragendorf (Rajka in Ungarn) wurde. Die Initiative der neuerlichen Errichtung einer selbständigen Pfarre 1738 ging von den örtlichen Gläubigen aus. Sie verfolgten diese Sache, wie es in einem zeitgenössischen Dokument heißt, „mit „villen geistlichen Eyfer“. Aktuell ist die Pfarre Teil des „Seelsorgeraums an der Leitha“ (zusammen mit Zurndorf, Nickelsdorf, Gattendorf und Potzneusiedl). Die dem Apostel Bartholomäus geweihte Kirche erhielt ihre heutige Form Mitte des 18. Jahrhunderts, als das Kirchenschiff samt Chor in neuer, barocker Form errichtet wurde. Die Basis des Turms hingegen stellt den ältesten Bauteil des Gebäudes dar, vom Bundesdenkmalamt auf das späte 12. Jahrhundert datiert.
Die evangelische Pfarre
Evangelisches Leben ist in Deutsch Jahrndorf bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar; sofort nach dem Toleranzpatent 1781 organisierte sich die Gemeinde, zunächst ebenfalls als Tochtergemeinde des benachbarten Ragendorf (Rajka, Ungarn), seit 1876 dann als selbständige Pfarrgemeinde. Das aufgelassene Gebäude der Deutsch Jahrndorfer Poststation wurde seit 1787 als Bethaus genutzt, 1837/1838 kam es schließlich zur Errichtung der jetzigen Kirche im klassizistischen Stil. Die Weihe dieser Kirche am letzten Augustsonntag 1838 ist ein schönes Zeichen der bis in die Gegenwart anzutreffenden guten Ökumene im Ort: „Man trug es absichtlich darauf an, daß die Einweihung des neuen Gebäudes an den letzten August-Sonntag als am katholischen Kirchenweihtage [Bartholomäus-Tag] fallen sollte, damit dieser Tag ein für diese kleine Ortschaft gemeinschaftlicher Freudentag in Zukunft werden möchte.“
Autor: Mag. Roman Kriszt