Jakobus der Ältere (25. Juli)
Ein riesiges Feuerwerk steigt am Vorabend des Jakobus-Tages in den sommerlichen Nachthimmel über der spanischen Stadt Santiago de Compostela in Galizien. Kaum einer der 60 000 Einwohner und der vielen tausend Besucher in der Stadt lässt sich dieses einmalige Schauspiel zu Ehren des großen Apostels Jakobus entgehen. Wie in einem Fieber befinden sich die Stadt am Monte Pedros schon seit Tagen. Es herrscht Volksfeststimmung. Volkstanzgruppen messen ihr Können, bunte Trachten beherrschen das Straßenbild, kaum überschaubare Pilgerströme fluten durch die Stadt. Voller Spannung harren die Menschen des Hauptereignisses.
Wer war dieser Apostel, dem die Menschen bis ins 20. Jh. eine solche überschäumende Verehrung entgegenbringen? Jakobus der Ältere, so genannt zur Unterscheidung von Apostel Jakobus dem Jüngeren, war ein Sohn des Fischers Zebedäus und von Salome, sein Bruder war Johannes, der Apostel und Evangelist. Zusammen mit Petrus und Johannes gehörte Jakobus zu den Lieblingsjüngern von Christus und begleitete Jesus auch in den Ölgarten. Wegen ihres stürmischen Temperamentes hatte der Gottessohn den beiden Brüdern Jakobus und Johannes den vielsagenden Beinamen "Donnersöhne" gegeben.
Nach der Himmelfahrt Jesu verkündete Jakobus der Ältere weiterhin das Evangelium. Die einen Überlieferungen berichten,er habe in Jerusalem und Samaria gewirkt, andere erzählen, dass Jakobus nach Spanien gezogen sei und dort gepredigt habe. Um das Osterfest des Jahrs 44 wurde der Apostel durch Soldaten von Herodes Agrippa I. verhaftet und auf Anordnung des Königs mit dem Schwert ermordet. Jakobus war der erste der zwölf Apostel Christi, der den Martertod erlitt.
Die Legende berichtet dazu, dass der Menschenzug auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte an einem Haus vorbeikam, vor dem ein gichtkranker, gehunfähiger Mann saß, der Jakobus um Hilfe bat. Der zum Tod Verurteilte sagte daraufhin zu dem Kranken: "Im Namen meines Herrn Jesus Christus, stehe gesund auf und preise deinen Heiland." Der Mann erhob sich und konnte wieder gehen. Einer der Henker fiel darauf auf die Knie und bekannte sich zum christlichen Glauben. Zusammen mit Jakobus wurde er danach enthauptet.
Die Überlieferung erzählt, dass an der Stelle in Jerusalem, an welcher der Apostel Jakobus das Martyrium erlitt, die Jakobuskirche errichtet wurde. Die Gebeine des Märtyrers sollen um das Jahr 70 auf den Sinai gebracht worden sein, wo für sie das Jakobuskloster, das heutige Katharinenkloster, errichtet wurde. Vor den Sarazenen rettete man die Gebeine von Jakobus im 8. Jh. nach Spanien und erbaute zur Aufbewahrung der wertvollen Reliquien in Galizien eine Jakobskirche, die am 25. Juli 816 eingeweiht wurde. aus diesem Gotteshaus entwickelte sich dann von 10. Jh. an der berühmte Wallfahrtsort Santiago (St. Jakob) de Compostela, der bis ins 15. Jh. hinein mehr Pilger anzog als Rom und Jerusalem. Zu dem Ort in Nordwest-Spanien entstanden zahlreiche berühmte Pilgerstraßen, die von Klöstern, Kirchen (fast alle im Stil der 1075 begonnenen neuen Kathedrale von Santiago), Hospizen und Kapellen gesäumt waren.
Der Gottesdienst in der Kathedrale von Santiago de Compostela beginnt am Jakobus-Tag mit einem atemberaubenden Schauspiel: Ein riesiger Weihrauchkessel schwingt über die Köpfe der Gläubigen hinweg durch die monumentale Basilika, eine der Schönsten auf der Iberischen Halbinsel. Dieser Brauch ist einmalig in der Welt. Am Abend des Feiertages, der, wenn er auf einen Sonntag fällt, ein sogenanntes "Heiliges Jakobsjahr" eröffnet, zieht ein wundersamer Zug riesiger, tanzender Puppen durch die Straßen der Stadt, gefolgt vom Bischof, den Priestern und Ministranten. Bis in die frühen Morgenstunden hinein gehen in Santiago de Composela die Lichter nicht aus.
Verehrung/Brauchtum
Die Bedeutung von Jakobus für Spanien war einst so groß, dass das Land in Skandinavien "Jakobsland" genannt wurde. Im Jahr 1161 entstand im Léon der Ritterorden "St. Jakob vom Schwerte", der gegen die Mauren kämpfte.
In der griechischen Kirche gedenkt man Jakobus am 15. November, in der koptischen am 12. April und in der armenischen am 28. Dezember.
Der Begriff "Jakobsmuschel" hat seinen Ursprung ebenfalls in der Person des Jakob: Pilger, die einst das Ziel am Jakobsgrab erreichten, erhielten einen Hut, der mit einer großen Muschel geschmückt war (Patronat Hutmacher).
Wie beliebt Jakob als Volksheiliger ist, ist daran zu erkennen, dass die Bauern die ersten heranreifenden Äpfel am Jakobustag zur Segnung bringen und sie "Jakobi-Äpfel" nennen. Darüber hinaus wurden vor allem im ländlichen Raum am Jakobstag Märkte abgehalten, aber auch in Städten wie München (Jakobi-Dult) und in Kaufbeuren (Jakobuswoche) gab es diesen Brauch und gibt es ihn bis zum heutigen Tag.
Darstellung
In frühen Darstellungen ist Jakobus der Ältere als Apostel, meist mit einem Buch, zu sehen. Später erscheint er dann fast immer als Pilger mit Pilgerattributen wie Stab, Flasche, Beutel und Hut. Auf einigen wenigen Abbildungen gibt es auch Hinweise auf sein Martyrium. Schließlich existiert noch die Darstellungsform Jakob als Ritter ("Matamoros", Maurentöter). Ein romanisches Bronzerelief in der Kirche S. Paolo fuori le mura in Rom zeigt Jakobus mit Schriftrolle. Eine Statue (1250) in der Vorhalle des Paderborner Domes stellt den Apostel mit einer Muschel am Mantel dar. Die berühmte Holzfigur von Hans Leinberger (1525) im Bayerischen Nationalmuseum München zeigt Jakobus den Älteren sitzend mit Pilgerhut und Buch.
Apostel, Märtyrer
geboren: Um Christi Geburt
gestorben: Um Ostern 44 in Jerusalem
Patron von Spanien; der Krieger; der Arbeiter; der Apotheker, Drogisten, Hutmacher, Wachszieher, Kettenschmiede; der Pilger; für das Wetter; der Äpfel und Feldfrüchte; gegen Rheumatismus
Patron von: Gols, Güssing, Kitzladen, Klingenbach, Ritzing