unerfreulich
Der Grundtenor der Adventzeit ist Freude, nicht nur bei Kindern, die sich auf das Christuskind freuen. Früher war der Advent eine Fastenzeit. Der dritte Adventsonntag trägt den Namen Freude. Ist sie uns nicht abhandengekommen, die Freude als Melodie des Lebens? Der Vorwurf der Freudlosigkeit gilt nicht nur den Christen, sie ist zu einer Volkskrankheit geworden.
Nörgeln, überzogene Kritik, Unzufriedenheit, übertriebener Konsum spielen auf einer anderen Klaviatur als Armut, Entbehrung und Not. Arme Menschen sind meist keine freudlosen Menschen. Sie haben gelernt, mit dem Wenigen zu leben und doch zufrieden zu sein.
Ich bin überzeugt, Arme leben eher im Advent als Reiche in ihrem Überfluss. Die Letzteren sind unberechenbarer, weil sie so laut und überheblich sind, sich gerne zur Schau stellen und nach Aufmerksamkeit gieren. Der adventliche Mensch lärmt nicht, er gebiert Freude.
Karl Schauer