Lebensphilosophie
Ich liebe meinen Beruf, der Kranke lehrt mich Gott immer mehr lieben, und ich liebe Gott in den Kranken, der Kranke hilft mir mehr als ich ihm! Er bedeutet für mich und überhäuft mich und meine Familie mit Gnaden. Der Kranke macht mich dank Gottes Güte zu einem Simon von Cyrene, indem ich helfe, das Kreuz Christi tragen, das Kreuz des Nächsten durch Nächstenliebe!
(10. Februar)
Wenn ich in den schweren Zeiten, wo so viele Aristokraten bereits vermögenslos bittere Studen erlebten, mit meiner Familie so schöne Tage in Frieden verbringen kann, so ist der Grund das Gebet vieler, vieler. Wie oft sagten mir 30 Jahre hindurch meine Kranken: der liebe Gott vergelte es! Auf Erden und im Himmel! Und die vielen Segensprüche wurde und werden von Gott eingelöst. Im sei Ehre und Dank in alle Ewigkeit!
(Tagebuch, 31. März)
Am 7. April berichtet er voller Freude und Dankbarkeit über die Ereignisse des Tages.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Den heutigen Tag sollte ich eigentlich ganz rot anstreichen, als besonderen Tag! Denn nach der hl. Messe, bei der ich ministrierte, begann ich wieder mit der ersten Ordination! Als Arzt erlebt man es immer wieder, dass sich auch außerhalb der Ambulanz Leute an einen wenden, aber es ist keine intensive ärztliche Tätigkeit, wie das Spital und die Ambulanz. Vormittag waren 40 Augenkranke bei mir, und am Nachmittag kamen noch drei aus Raab, Güns und Budapest mit dem Zug. Zum Schluß riß ich noch zwei armen Leuten Zähne.
Ich war wieder in meinem alten Element, in der ärztlichen Arbeit. Da kann man so viel Wärme des Herzens austeilen, die armen Kranken suchen ja so viel Liebe! Gott gebe mir, dass ich zu Seiner Ehre recht vielen helfen kann. Recht viele sehend machen, recht viele trösten, ihre Herzen zu Gott führen! Sie mögen alle durchwärmt werden von Liebe, von einer Liebe, aus der sie alle herausspüren, dass ihre Wurzel in der Liebe Gottes ruht!
Gib mir, Herr, Gnade über Gnade hiezu!
(Tagebuch, 7. April)
"Er hegt keine negativen Vorurteile – es sei denn, gegenüber der eigenen aristokratischen Gesellschaftsklasse, kennt keine Unterschiede im Hinblick auf Religionszugehörigkeit, - er will niemanden "bekehren", unter anderem denk er sogar daran, dass seine jüdischen Patienten koscheres Essen bekommen. Allen will er alles, um Werkzeug jener Liebe Gottes sein zu können, die einem jeden Menschen das Heil schenken möchte."
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Jeder Patient, der aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erhielt als Geschenk ein Herz-Jesu-Bild mit folgendem Text:
Nimm dieses Bildchen als fromme Erinnerung an unser Spital, und wenn Du glaubst, uns etwas Dank zu schulden, so bete für uns alle. Du bist zu uns gekommen, um für Deinen Körper Gesundheit zu finden, vergiß aber Deine unsterbliche Seele nicht, die so kostbar ist, dass Christus am Kreuze für sie starb. – Das Leben ist so kurz, und in einer kleinen Weile stehst auch Du vor dem Richterstuhl Gottes, der uns lehrt: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte. – Sammelt euch Schätze im Himmel, wo sie weder Rost noch Motten verzehren." Gehe also bald zu den hl. Sakramenten, denn nur Deine guten Werke werden Dich im Grab beglücken. Nimm die Worte aus Freundes Mund, bedenke sie oft, und das göttliche Herz, dessen Bildchen hier ist, gebe Dir seinen Segen dazu.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Der Weg seiner Heiligung bietet nichts Auffallendes, Besonderes, es ist ein ganz gewöhnlicher, ein "alltäglicher" Weg; seine bewusst gesteuerte, konsequente innere Haltung hängt allerdings eng mit seinem Familienleben zusammen. Die Eheleute heiligten sich gegenseitig und halfen einander auf dem Weg der Vollkommenheit. Auch die Kinder trugen dazu bei, vor allem der älteste Sohn, Ödön. Misl und László leben eine ideale Ehe, die zwei Menschen ergänzen einander völlig. Den kurz aufeinanderfolgenden reichen Kindersegen nehmen sie als Geschenk Gottes dankbar an. Die Kinder vergöttern ihren Vater und gehorchen ihm sogar als Erwachsene aufs Wort.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Am 29. Juni 1926 schreibt er:
Heute in der Früh habe ich dreimal Blut gehustet. Von Larynx. Sollte dies der Anfang eines Ca. Laryngis (Kehlkopfkrebs) sein? Es kann nur ein ulceröser Prozeß im Larynx sein, da ich ja auch seit ein paar Tagen akut heiser bin und Schluckbeschwerden habe. Meine gute Misl war recht besorgt. Ich habe alles dem Willen Gottes unterstellt. Wie immer Er will, Er ist mein bester Vater, und alles von Ihm ist gut gemacht! Und endlich 56 Jahre alt, hat Er mich bereits in seiner Gnade erhalten, inmitten einer aller-allerliebsten Familie, einer guten, frommen Frau, mit dem Beruf Augenarzt, wodurch ich Gelegenheit hatte, Tausenden das Augenlicht wiederzugeben.
(Tagebuch, 29. Juni 1926)
Liebe bedeutet für Batthyány auch Gerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft. Er, ein Kind seiner Zeit, Graf, später Fürst, Mitglied des Oberhauses, sogenannter Magnat, legt auf Rang und Titel keinen Wert. Nach außen hin verleugnet er diese nicht, wohl aber in seinem Herzen: ergreift den weißen Kittel und wird Arzt, Diener der Armen. Auch seine Kinder erzieht er in diesem echt christlichen Geist. Im Zug fährt er im Abteil zweiter Klasse, den Kindern werden Schuhe gekauft, wo diese billiger sind, es gibt keine großen Geschenke, die Eltern durchstöbern den Schrank, um Karl zum Geburtstag mit Kleinigkeiten eine Freude zu machen. Und zum Namenstag der Zwillinge.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Heute der Namenstag von Franz und Cika. Leider habe ich nichts zu schenken, als eine alte Säge für Franzi.
(Tagebuch, 4. Oktober)
Kaputte Uhren zu richten, Zuckerl kochen, Auto reparieren, basteln, Photos entwickeln, Pflanzen sammeln, Maschine schreiben, astronomische Beobachtungen u. a. stehen in der Familie regelmäßig auf dem Programm. Die Eltern bereiten ihre Kinder auf ein arbeitsames Leben vor, nicht auf das Genießen des Besitzes. Die Spitze ihrer Wertskala nimmt die Liebe ein, die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Aus ihr folgt alles übrige, sie ist es, die allem erst Wert verleiht.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
So ist das Leben, langsam sterben alle um einen herum, und man hat in der Ewigkeit einst schon mehr Erdenbekannte zu treffen, als man hier unten hat! Mein Gott! Wie unendlich wichtig, ja einzig wichtig es ist, an seine Seele zu denken und fort und fort den lieben Gott um Gnade, Verzeihung und guten Tod zu bitten; alles, alles andere ist Chimère, eitler Tand!
(17. September/Gedanken beim plötzlichen Tod seines Schwagers)
Zitat aus einem Brief an die Schwägerin, Chorfrau Magdalena die Coreth OSB, über Krankenpflege.
(Manuskript von Sr. Cordia/Maria Puskely, 1988)
Da ist vor allem der Stolz, der sich aufdrängt über unser Wissen, z. B. eine gelungene Kur oder Behandlung. Wie gut ist’s, wenn wir mit dem berühmten Haydn die Worte sagen, die er ausrief, als man ihm große Ovationen brachte bei der Aufführung einer seiner berühmten Symphonien: "Non mihi, sed Deo sit gloria." – Übrigens ein kleiner Blick auf unsere Kenntnisse zeigt uns deutlich, dass wir nur an der Oberfläche herumtappen, ohne was immer gründlich zu verstehen.