Speise zur rechten Zeit
Aller Augen warten auf Dich, o Herr, dass Du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. (Psalm 104,27)
Zu lange schon warten sie, die Hungernden der armen Länder.
Wer wird ihnen Speise geben zur rechten Zeit?
Wohl hast Du die Erde reich gemacht, o Herr,
hast sie fähig gemacht zu Früchten und Köstlichkeiten aller Art.
Warum reichen nicht einmal Reis und Brot für alle?
Warum gibt es Kinder mit Hungerbäuchen
und alten Gesichtern?
Siehst Du nicht die übervollen Tafeln der Reichen,
den Luxus und die Verschwendungssucht der Übersättigten?
Sie vernichten Lebensmittel, verbrennen den Überfluss,
damit die Preise nicht sinken und die Aktien steigen.
Was kann meine kleine Empörung dagegen tun?
Mein armseliges Almosen hält keine Ungerechtigkeit auf.
Soll ich den Tropfen, der auf dem heißen Stein verglüht,
vielleicht zurückhalten und selber schlürfen?
Doch Du hast gesagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Würden doch recht viele Dein Wort ernst nehmen!
Du kannst die Herzen der Harten und Satten rühren.
Greif ein, o Herr, wir schaffen es nicht ohne Dich!
Gabriele Strausz