Diözesanfest "60 Jahre Diözese Eisenstadt"
Liebe Diözesanfamilie und Landsleute!
Liebe Mitfeiernde über Servus-TV!
Schwestern und Brüder im Herrn!
Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Seit dem ersten Pfingstfest geben Christen Jesu Evangelium weiter in der Kraft des Hl. Geistes. Heute feiern wir zwei burgenländische Geburtstage nach der langen Zeit des Lockdowns als Fest des Dankes, der Begegnung und der Ermutigung. Als Bischof und Burgenländer wünsche ich: "Happy Birthday zu 60 Jahre Diözese Eisenstadt und 100 Jahre Burgenland!"
Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Die Bilder des Burgenlandes der ersten Jahre und Jahrzehnte nach 1921, des "Armenhauses" von Österreich, sind uns, auch den Jüngeren vertraut: die Katastrophe zweier Weltkriege, die schreckliche Nazi-Diktatur mit Ausrottung, Verfolgung und Vertreibung, der "Eiserne Vorhang". Viele haben an dieses Burgenland in der Asche nicht geglaubt. Unsere Landeshymne bringt es auf den Punkt: "Du bist gestählt in hartem Streit zu Treue, Fleiß und Redlichkeit." Nur der Glaube und Fleiß unserer Vorfahren konnten die Fundamente bereiten, auf denen wir heute weiterbauen. Der Dank gilt den vielen Menschen, die – wie Paulus in der zweiten Lesung sagt – mit ihren Talenten und Fähigkeiten unsere Diözese und unser Land aufgebaut haben: Unsere Apostolischen Administratoren Piffl, Kamprath, Innitzer, Schoiswohl, die Diözesanbischöfe Stefan László und Paul Iby, die Priester, Diakone, Ordensleute und Laien, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter, die einfachen Menschen mit ihrem Opfer und Gebet, die Verantwortungsträger in den christlichen Kirchen und in unserem Land, in Politik, Wirtschaft, Vereinen, Hilfs-organisationen, Medien, Kunst, Kultur und in unseren Volksgruppen.
Danken möchte ich unseren beiden ungarischen Mutterdiözesen Györ und Szombathely für das reiche christliche und kulturelle Erbe, sowie für die gute Nachbarschaft. Beide Mutterdiözesen sind heute vertreten durch Bischof János Székely und Prälat Ferenc Benkovich – Kedves János, kedves Ferenc, köszönöm és Isten fizesse!
Wir sind 60 und 100, aber unsere Geschichte ist viel älter. Das Christentum bei uns, geht auf die Römerzeit zurück. Der hl. Martin ist in unserer Mutterdiözese Sabaria geboren. Die Slawenapostel Kyrill und Method waren unsere ersten Missionare. Und der hl. König Stephan von Ungarn gründete um 1000 unsere Mutterdiözese Györ.
Seit Jahrhunderten beleben diesen pannonischen Raum verschiedene Völker, Sprachen, Kulturen, Religionen und Konfessionen. Unsere gemeinsame Geschichte im Herzen Europas zeigt viel Licht, kennt aber auch Schatten. Die Narben der jüngeren Geschichte sind noch da: das Auslöschen jüdischen Lebens im Burgenland, die Verfolgung der Roma, das Gegeneinander der christlichen Konfessionen, die Aus-grenzung der Minderheiten. Dabei war nicht Gottes Geist am Werk, sondern der Ungeist der Zeit vergiftete die Herzen der Menschen. Auch als Kirche und Kirchen müssen wir eingestehen, dass wir damals weithin geschwiegen und versagt haben und um Vergebung bitten! Diese belastende Vergangenheit ist zugleich ein Auftrag an uns alle, die Vielfalt in unserem Land und in unserer Diözese im Blick auf die Volksgruppen und Ökumene als Kostbarkeit und Bereicherung zu schätzen und zu schützen. Die Kirchen, Politik und Sozialpartner brauchen einander und müssen immer gegen Ausgrenzung und Unrecht die Stimme erheben, damit die Ungeister der Vergangenheit nicht zurückkehren, sondern Gottes Geist uns im gemeinsamen Haus Europa leitet. So sind wir Brücke, wozu uns Papst Johannes Paul II. 1988 bei seinem Besuch in unserer Diözese eindringlich ermutigt hat.
Was wäre unser Burgenland ohne die Volksgruppen? Erlaubt mir ein Wort an die Kroaten, Ungarn und Roma in ihrer Muttersprache.
Liebe Landsleute der kroatischen, ungarischen Volksgruppe und der Volksgruppe der Roma: Schämt euch nicht, euren Glauben, eure Muttersprache und Kultur in euren Familien, Pfarren, Schulen, Vereinen und Gemeinden zu pflegen. Gott hat euch ein besonderes Talent anvertraut, vergrabt es nicht, verschließt euch nicht, sondern gebt es weiter an eure kinder und bereichert damit euer Leben, die Kirche, unser Land, Europa und die Welt!
Moji dragi sunarodnjaki hrvatkoga materinskoga jezika! Ne sramujte se vaše vjere, lipe materinske riči i bogate kulture i gajite nje u vaši obitelji, fara, škola, društvi i seli. Bog vam je dao ov dar, ne zakopajte ga i ne zatvarajte se, nego predajte ta dar vašoj dici i obogaćujte ovim darom vaš život, našu Crikvu-biškupiju i domovinu, Europu i naš svit!
Kedves Magyar nyelvü Testvérek! Ne szégyeljétek hiteteket, szép anyanyelveteket és kultúrátokat a családban, egyházközségben, iskolában, egyesületekben és közösségetekben ápolni. Isten nagy talentumot bizott rátok, ne ássátok el, ne zárjátok el, hanem adjátok tovább gyermekeiteknek és gazdagitsátok ezzel az életet, a templom-ban, az egyházmegyében, országunkban, Európában és a világban!
Kedveschni flogoskeri grupn le romendar.
Ma ladschen tumen fi tumaro patschajipe, tumari dajakeri tschib taj kultura and tre familija, raschajipe, ischkolaschtscha, farajntscha taj gemajndscha te flejginel. O del igen barikano dschanipe tumenge aun phendscha, ma hanlo oda, ma klidalinen tumen, den le fi tumare fatschuftscha taj barvaljaren odotar tumaro ileto, i khangeri, amaro than, Europa taj o cilo them.
Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche, heuer auch unserer Diözese, und unseres Landes. Was wünschen wir unserer Diözese, dem Land?
- Wenn Christsein und Kirche bei uns lebendig bleiben wollen, braucht es Menschen, die nicht die Asche anbeten, sondern das Feuer des Hl. Geistes in sich tragen und weitergeben. Die zwölf brennenden Feuerschalen rund um unseren Dom und die zwölf Kerzen erinnern uns daran, heute Lichtträger zu sein – es gibt sie in unseren Pfarren und Gemeinden und ich danke für dieses Glaubens-zeugnis und den oft unbedankten Dienst. Nur durch sie ist die Kirche kein Museum – wie Papst Johannes XXIII. sagt, der unsere Diözese errichtet hat – sondern eine lebendige Gemeinschaft, die die Apostelgeschichte heute weiterschreibt. Ich wünsche unserer Diözese und unserem Land viele solche Lichtträger!
- Die ersten Christen hatten alles gemeinsam, berichtet die Apostelgeschichte. Auch unser Landes- und Diözesanpatron, der hl. Martin, ermutigt uns zum Teilen. Man sagt, wir Burgenländer seien hilfsbereit und gastfreundlich. Wir leben die Solidarität mit Notleidenden bei uns, in unserer Partnerdiözese in Indien, mit den Erdbebenopfern in Kroatien. Ich wünsche dem Land und der Diözese viele hilfsbereite Menschen, die – wie Papst Franziskus immer wieder sagt – die Armen unter uns nicht vergessen!
- Als Kirche und Land müssen wir in dieser Zeit der Pandemie und der gesellschaftlichen Umbrüche zusammenarbeiten, um die Heraus-forderungen unserer Tage zu meistern: physische und psychische Krankheit, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Angst, fehlende Lehrstellen, Betriebsschließungen, zerstörte Umwelt, Neid, Gier, Werteverlust. Ich wünsche unserer Diözese und unserem Land viele Menschen, die ihre Fähigkeiten in Kirche und Gesellschaft einbringen, immer das Verbindende vor das Trennende stellen, wertschätzend miteinander umgehen, damit die Einheit in der Vielfalt bei uns erhalten bleibt!
- Unser Landeshauptmann und ich werden, sobald es möglich ist, unsere alten Menschen in den Heimen besuchen und dem Pflegepersonal dort, und in den Spitälern Dank sagen für ihren Einsatz in der Corona-Zeit – das ist unser persönliches Geschenk. Denn für die Menschen unseres Landes und unserer Diözese da sein zu dürfen, ist wohl die wichtigste und schönste Aufgabe!
Liebe Schwestern und Brüder!
Eigentlich gibt es an Pfingsten keine Geschenke. Wer das behauptet, kennt das Pfingst-Evangelium nicht. An Pfingsten beschenkt uns der auferstandene Herr mit seinem Frieden und mit seinem Geist. Diesen Frieden und Heiligen Geist erbitte ich uns allen, dem Land, der Diözese und seinen Menschen! Maria, die Mutter der Kirche und Schutzfrau unserer Diözese, sowie der heilige Martin, unser Landes- und Diözesanpatron, sind uns gute Wegweiser in die Zukunft! Amen.