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© Heinz Ebner
08.11.2021
Martini

Kanzelwort zum Martinsfest 2021

Liebe Diözesanfamilie!

Schwestern und Brüder im Herrn!

 

Wir alle erleben viele Umbrüche in Arbeit und Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft insgesamt, auch in der Kirche. Und wir verstehen all diese Umbrüche nur wenig. Der Ballast an Fragen ist größer als jeder oberflächliche Versuch einer vorschnellen Antwort. Es scheint, die Zeit ist reif für eine neue Vermessung.

Viele Aggressionen, Falschheit und Unüberlegtes sind zu oft im Spiel. "Wann wird es endlich wieder so wie früher?", könnte eine der verführerischen Fragen lauten. Wer stellt die richtigen Fragen und wer hält die ganze Fragwürdigkeit aus? Die Zeit ist anscheinend aus den Fugen – auch diese schmerzliche Erfahrung gehört zu den alten und neuen Wunden unserer Menschheit. Gegen die Zeit anzukämpfen, oder sich der Zeit anzupassen, ist kein Heilskonzept. Die billige Rezeptur der Beliebig-keiten und der Verheißungen gleicht eher einer Selbstüberschätzung des Menschen. Durch die Pandemie, die wir bereits überwunden zu haben meinten, wurden viele bisherige Konzepte von Normalität hinterfragt, Gesellschaften gespalten, Familien und Freundschaften über das Maß hinaus belastet. Impfgegner und Impfbefürworter, Kritiker und Verteidiger der staatlichen Verordnungen stehen einander weiterhin unversöhnlich gegenüber. Es fehlen arbeitende Menschen und Arbeitsplätze. Es fehlen Pflegekräfte und Menschen mit sozialer Verantwortung. Es fehlen anscheinend auch Politiker, die zuerst das Wohl des Ganzen sehen, bevor sie an ihre eigenen Umfragewerte denken. Es fehlen Ärzte, Frauen und Männer im Krankendienst und auch Priester. Die Sorge um die Ressourcen unserer Schöpfung und um die Zukunft unserer Erde wird noch immer verdrängt. Das Reden über Gott, den Anfang der Schöpfung und des Geschöpfes, ist zahnlos und kärglich geworden. Die Lebensbedingungen sind besser geworden, die Wissen-schaft entwickelt sich oft atemberaubend, und doch ist der Fortschrittsoptimismus vergangener Jahrzehnte weitgehend geschwunden.

 

Alle diese Erfahrungen, und viele andere mehr, dürfen uns nicht in Zweifel und Schrecken, in Angst und Depression versinken lassen. Aber sie machen uns klar: Auch die Welt ist aus den Fugen. Wir leben bereits in einer neuen Welt und fragen: Was darf uns zugemutet werden und was können und dürfen wir tun?

 

In meinem Hirtenwort zum Martinsfest 2020 habe ich im Blick auf unseren Landes- und Diözesanpatron, den heiligen Martin, von drei großen Grundhaltungen gesprochen:

Von der Spiritualität, als Weg zu Gott und zur Gemeinschaft des Glaubens mit der Kirche.

Von der Synodalität, als Befähigung zum Hören und zum Lernen, zur Bereitschaft miteinander, und nicht gegeneinander zu arbeiten, und als Offenheit für Erneuerungen und Veränderungen. Inzwischen ist der synodale Weg zu einem zukunftsweisenden Weg geworden, zu dem uns alle, auch unsere kleine und junge Diözese, Papst Franziskus einlädt. Gehen wir diesen Weg gemeinsam, aber auch in großer Ehrfurcht.

Und ich habe die Solidarität genannt. Gerade der heilige Martin ermutigt uns alle, ganz gleich, wer wir sind und welche Aufgaben uns zugeteilt werden, über uns hinaus zu wachsen, indem wir uns den Menschen zuwenden, für die Menschen da sind.

 

An diesem Martinsfest lade ich alle ein, drei Grundhaltungen wieder zu entdecken – dafür müssen wir nicht besonders fromm sein.

 

1. Dankbarkeit und Demut

Niemand von uns kann und muss diese Welt neu erfinden. Uns allen wurde Vieles geschenkt und Großes anvertraut. Das Erbe, das wir in unserem Land und in der Kirche des Burgenlandes verwalten und gestalten dürfen, ist vielfältig und reich. Lange Zeit waren wir ausgegrenzt, wirklich arm, noch bis in die jüngste Zeit waren wir Grenzgänger am tödlichen Eisernen Vorhang. Die Arbeit war kärglich, so wie das Leben auch. Familien mussten die Woche über meist getrennt leben und zu viele sind abgewandert, in der Hoffnung auf eine lebenswertere Zukunft. Heute ist, Gott sei Dank, vieles anders. Die "Geiz ist geil" – Gesellschaft, die "Hyperkonsum- und Spaßgesellschaft", der Egozentrismus sind bereits gestorben, auch wenn sie noch manchmal aufflackern. Besonders junge Menschen zeigen uns schon einen neuen Weg: nicht unbedingt mehr Geld, mehr Arbeit, dafür aber mehr Zeit füreinander.

Ich bitte Sie um Demut und Dankbarkeit: sie sollten Hauptwörter unseres Lebens sein. Die vielen Menschen, die gerade in den letzten Monaten bis ans Äußerste gegangen sind, machen mich demütig, ihnen allen danke ich von Herzen. Ich persönlich danke für das Gebet und die Anteilnahme, die mich in meiner Corona-Krankheit aufgerichtet haben. Wir danken allen Menschen, die vor uns gelebt haben, die wir niemals vergessen dürfen, auch wenn sie vertrieben, verleugnet oder hingerichtet wurden. Auch diese Wunden gehören zu uns und zu unserer Geschichte. Wir haben aber auch Großes vorzuweisen, Solidarität gelebt und christliche Nächstenliebe in der jeweiligen Zeit konkret gemacht. Für all das möchte ich danken!

Demut und Dankbarkeit waren auch Grundhaltungen des heiligen Martin.

 

2. Achtsamkeit und Aufmerksamkeit

Wir sind keine Insel der Seligen und keine Ansammlung der Selbst-zufriedenen. Uns ist vieles anvertraut: dieses schöne und reiche Land, eine aufregende Geschichte, Sprachen und Kulturen, die Vielfalt der Volksgruppen, Talente und Begabungen, auch das Eingebettet-Sein in eine große christliche Glaubenstradition mit der gewachsenen Verschiedenheit und Vielfalt der Kirchen. Für Manches, was uns geschenkt ist, beneiden uns andere, und nach Manchem, was andere schon haben, sollten wir nicht gieren.

Die Aufmerksamkeit füreinander lässt uns aber immer über den Tellerrand der Alltäglichkeiten blicken. Vor einigen Tagen konnte eine Pilgergruppe aus dem Burgenland nach Rom aufbrechen, die Gräber der Apostel besuchen, dem Papst begegnen, den österreichischen Nationalfeiertag mit einem ökumenischen Gebet in unserer Botschaft gestalten und in der Kirche der Anima mit der deutschsprachigen Gemeinde die Sonntagsmesse feiern. Der neue Altar wurde von Diözese und Land gestiftet.
Das 100-jährige Burgenland und die 60 Jahre alte Diözese konnten auch damit ein Zeichen der Aufmerksamkeit setzen: Unsere Welt ist größer, als wir manchmal wahrhaben wollen und wir tragen füreinander eine große Verantwortung.

Achtsamkeit heißt auch, uferlose Freiheitsansprüche einzugrenzen und aufeinander zuzugehen. Deshalb bitte ich Sie, im Blick auf die Achtsamkeit füreinander und im Blick auf die Freiheit, die wir einander schulden: Lassen Sie sich bitte impfen! Ich sage das, weil ich erleben und erfahren musste, wovon ich rede.

Der heilige Martin war ein besonders achtsamer und aufmerksamer Zeitgenosse, und deshalb ein Wegweiser über seine Zeit hinaus.

 

3. Hoffnung und Zuversicht

Nachdenkliche reden davon, dass wir heute eine stille Revolution erleben, die weitaus größer sei als die industrielle Revolution. Ob es die digitale Revolution ist, können wir vielleicht noch gar nicht sagen.

Ich wünschte, es wäre eine Revolution der Hoffnung und der Zuversicht. Wir dürfen nicht alles, was wir können! Wie werden Menschen morgen sterben? Und in welche Zukunft werden unsere Kinder hineingeboren werden? Wird es uns gelingen, aufeinander zu hören, einander zu begegnen, das Gute vom Bösen, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden und miteinander einen Weg zu gehen, der in eine gute, menschliche und lebenswerte Zukunft führt?

Ich möchte Sie alle ermutigen, ich möchte Ihnen Hoffnung schenken und Zuversicht wecken. Nicht, weil ich ein blinder Optimist bin, sondern ein Realist, dem Gott nicht abhandengekommen ist. Mit Gott zu rechnen, führt nicht zum Bankrott. Auf ihn zu vertrauen, an ihn zu glauben, macht uns Menschen groß, vielleicht viel größer, als wir von uns denken. Gehen wir mit Dankbarkeit und Demut, mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, mit Hoffnung und Zuversicht auch weiterhin unseren gemeinsamen Weg in die Zukunft! Das schulden wir unserem Landes- und Diözesanpatron, dem heiligen Martin, den Menschen vor uns und mit uns und jenen, die nach uns Kirche, Land und Gesellschaft gestalten werden.

 

Es grüßt und segnet Euch, Euer

+Ägidius J. Zsifkovics

Bischof von Eisenstadt

 

Kanzelwort ungarisch

Szent Márton ünnepi püspöki szózat 2021
Kedves Testvérek!
Rengeteg változásnak vagyunk tanúi a társadalomban, politikában, gazdaságban és az egyházban is. Mindebből nagyon keveset értünk. A kérdések sokkal nagyobbak, mint hogy felületes próbálkozással túl gyorsan meg lehetne válaszolni. Megérett az idő arra, hogy átértékeljük az életet. Sok indulat és meggondolatlanság játszik szerepet. „Mikor térnek vissza a régi szép idők?“ - kérdezhetné valaki. Ki tud helyes kérdést feltenni? Az idő kibillent az egyensúlyából és ez a fájdalmas tapasztalat hozzátartozik az emberiség régi és új sebeihez.  Az idő ellen harcolni vagy hozzá hasonulni nem gyógyító ötlet. Olcsó ígéretek, amik az ember túlértékeléséhez hasonlítanak. A járvány által, amiről már azt hittük, hogy a múlté, megosztottság támadt a társadalomban, a családban, baráti körben, ami erőn felül megterhelő. Oltás ellenesek és oltás pártiak, kritikusok és támogatók, az állami előírások kibékíthetetlenül állnak szemben egymással. Hiányoznak munkások és munkahelyek. Hiányoznak ápolók és olyan emberek, akik szociális felelősségtudattal rendelkeznek. Úgy néz ki, hogy hiányoznak politikusok, akik a közösség javát részesítik előnyben a saját érdekeikkel szemben. Hiányoznak orvosok, betegápolók és papok. A teremtett világ tartalékai és a Föld jövője veszélyként fenyeget minket. Egyre ritkább az Istenről és a világ teremtéséről szóló beszéd. Az életfeltételek jobbak lettek, a tudomány lélegzetelállítóan fejlődik, de mindezek ellenére az elmúlt évtizedekben egyre kevesebb lett az optimizmus. Mindezek a tapasztalatok nem taszíthatnak minket kétségbeesésbe, félelembe és depresszióba. Azt viszont nyilvánvalóvá teszi, hogy a világ kibillent az egyensúlyából. Új világrendben élünk, tudni szeretnénk: Mit tudunk és mit szabad tennünk? 
A 2020-as Szent Márton ünnepi püspöki szózatomban egyházmegyénk védőszentjére, Szent Mártonra tekintve, három nagy alapvető hozzáállásról beszéltem:
A spiritualitásról, amely Istenhez és a hívek közösségéhez vezető út az egyházban.
A szinodalitásról, ami hallásra és tanulásra képesít, készségesség egymással és nem egymás ellen dolgozni, és nyitottság a változásokra és a megújulásra. A szinodális út időközben jövőbe mutató lett, amihez Ferenc pápa meghívta a mi kis és fiatal egyházmegyénket is.
Megemlítettem a szoldaritást is. Szent Márton bátorít minket, hogy túlnőjjünk magunkon, azáltal, hogy az emberek felé fordulunk, függetlenül attól, hogy kik vagyunk és mi a munkánk.

Szent Márton ünnepén mindenkit meghívok felfedezni három alapvető hozzáállást – ehhez nem kell különösen jámbornak lenni.

 

1.Hála és alázat
Senkinek nem kell a világot újra felfedeznie. Mindannyian sokat kaptunk és nagyot bíztak ránk. Az örökség, amit Burgenlandban kezelnünk és formálnunk szabad, sokrétű és gazdag. Sokáig voltunk kizárva, valóban szegények, a legutóbbi időkig a vasfüggöny árnyékában éltünk. A munkalehetőség ugyanúgy mint az élet szegényes volt. A családoknak heteken keresztül külön kellett élniük, sokan elvándoroltak egy jobb jövő reményében. Ma, hála Istennek sok minden másképp van. A túlköltekezés, az élvezethajhászás, az egoizmus kihaltak. Különösen a fiatalok mutatnak számunkra egy új utat: nem feltétlenül sok pénz, több munka, hanem ehelyett több idő egymás számára. Mindenkit kérek, hogy életünknek kulcsszavai alázat és hála legyenek. Mindazok, akik az utóbbi hónapokban emberfelettit teljesítettek alázatossá tesznek engem és szívből köszönetet mondok nekik. Személyesen szeretnék köszönetet mondani az imádságért és a korona vírus alatti betegségemben tanusított részvétért. Köszönetet mondunk mindazoknak, akik előttünk éltek, akiket nem szabad elfelejtenünk, még akkor sem, ha elűzték vagy kivégezték őket. Ezek a sebek hozzánk és történelmünkhöz tartoznak. Szolidaritásból és keresztény szeretetből jelesre vizsgáztunk. Mindezért köszönetet mondok. Alázat és hála voltak Szent Mártonnak is alapvető tulajdonságai.

 

2. Elővigyázatosság és figyelmesség
Mi nem vagyunk a boldogok szigete sem az önelégültek gyülekezete. Sokat bíztak ránk: ezt a csodálatos tartományt, izgalmas történetével, különféle nyelvekkel és kultúrákkal, népcsoportok sokszínűségével, talentumokkal és tehetségekkel, beágyazódva egy nagy keresztény hagyományba és különféle egyházakba. Sok mindenért, amit ajándékba kaptunk, irigyelnek bennünket, de mi nem irigyeljük a másét. Az egymás iránti figyelmesség nyitottá tesz a mindennapi életben. Pár nappal ezelőtt egy burgenlandi zarándokcsoport meglátogathatta az Apostolok sírját Rómában, találkozott a pápával és a nemzeti ünnepen ökuménikus imádsággal ünnepeltek nagykövetségünkön és az Anima templomban a német közösséggel vasárnapi szentmisét ünnepelhettek. Az új oltárt az egyházmegye és a tartomány ajándékozta. A 100 éves Burgenland és a 60 éves egyházmegye ezáltal a figyelmesség jelét adták: a világunk nagyobb, mint amit mi néha szeretnénk és egymásért felelősek vagyunk! Figyelmesség azt is jelenti, hogy parttalan szabad vélemény-nyilvánításunkat behatároljuk, és legyünk tekintettel egymásra. A figyelmességre tekintve felelősek vagyunk egymásért: ezért kérem oltassák be magukat! Azért mondom ezt, mert átéltem és megtapasztaltam azt, amiről beszélek. Szent Márton egy nagyon elővigyázatos és figyelmes ember volt, és ezért mindannyiunk számára útmutató.

 

3. Remény és bizalom
Ma sokan arról beszélnek, hogy egy csendes forradalmat élünk, ami sokkal nagyobb, mint az ipari forradalom. Nem tudjuk, hogy ez digitális forradalom-e. Kívánom, hogy legyen a remény és a bizalom forradalma.  Nem tehetünk meg mindent, amire képesek vagyunk. Hogyan halnak meg holnap emberek? Milyen jövőbe születnek bele gyermekeink? Sikerül-e nekünk egymásra hallgatni, egymással találkozni, a jót a rossztól, a fontosat a kevésbé fontostól megkülönböztetni és együtt haladni azon az úton, ami egy jó, emberséges és élhető jövőbe vezet? Szeretnék mindenkit bátorítani, szeretnék reményt és bizalmat ébreszteni. Nem azért, mert én egy vak optimista vagyok, hanem mert realista vagyok, aki nem veszítette el Istent. Aki Istenben bízik, nem csalatkozik! Istenben bízni és benne hinni naggyá teszi az embert, talán sokkal nagyobbá, mint gondolnánk. Hálával és alázattal, elővigyázatossággal és figyelmességgel, reménnyel és bizalommal haladjunk közös útunkon a jövőbe! Ezzel tartozunk tartományunk és egyházmegyénk védőszentjének Szent Mártonnak, és azoknak az embereknek, akik előttünk, velünk és utánunk egyházmegyénk és tartományunk közösségét alkotják.

Köszöntelek és megáldalak,

 

kismartoni püspök

Szíveskedjenek ezt a püspöki szózatot november 11-én Szent Márton ünnepén, vagy a rákövetkező vasárnap, november 14-én felolvasni.

Kanzelwort kroatisch

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