
Fest des seligen Ladislaus Batthány-Strattmann
Zeugen sind im Leben des Menschen von großer Bedeutung.
Zeugen sind wichtig vor Gericht – sie können belasten oder entlasten.
Zeugen werden oft gesucht bei einem Unfall, um den Verursacher und Schuldigen zu finden.
Zeugen kennt auch die Kirche – Taufzeugen und Trauzeugen. Sie bezeugen mit ihrer Anwesenheit und Unterschrift, dass der Täufling getauft wurde und Braut und Bräutigam JA zueinander gesagt haben. Ein Zeuge spricht über das, was er erlebt hat. Es kommt nicht nur darauf an, dass richtig ist, was er sagt, sondern dass es auch wahr ist. Ein Glaubenszeuge geht noch einen Schritt weiter – anders als der Zeuge vor Gericht redet er von dem, was ihn selbst in seinem Inneren bewegt.
Das soeben gehörte Evangelium spricht von einem solchen Zeugen. Johannes der Täufer verweist mit seinem Leben auf Jesus – er steht mit seinem Leben für das ein, was er sagt – er ist für die Menschen da und so ein Wegweiser zu Gott – seine Predigt ist ein großes Zeugnis. Wir alle leben letztlich vom Zeugnis anderer Menschen. Wir erfahren Gott zuerst durch Menschen, die für ihn offen und empfänglich sind. Sie haben uns Gott bezeugt und von ihm erzählt – Eltern, Großeltern, Priester, Religionslehrer, Paten, Freunde oder andere Menschen. Sie haben oft weniger durch Worte als viel mehr durch ihr Leben und Wirken – also durch ihre Taten – uns Gott nahegebracht.
Sie haben uns christliche Werte vermittelt und glaubwürdig vorgelebt. Sie haben aus der Beziehung zu Jesus gelebt und so auch manches Schwere in ihrem Leben bewältigen können. Sie waren und sind uns glaubwürdige Zeugen des Evangeliums. Sie sind für uns ein Johannes der Täufer!
Brauchen wir nicht gerade heute mehr denn je solche Zeugen? Verdunstet bei uns nicht oft der Glaube, weil diese Zeugen fehlen? Es stimmt wirklich, was jemand einmal im Blick auf die Kirche gesagt hat: "Wir brauchen keine Mitglieder, sondern Zeugen." Oder noch klarer: "Wir brauchen keine Taufschein- oder U-Bootchristen, keine Funktionäre oder Karteileichen, wir brauchen echte Zeugen."
Mit dem Blick auf Johannes den Täufer erinnert uns die Kirche am Beginn der Zeit des Jahreskreises und am Beginn des neuen Jahres, das für unsere Diözese ein Jubiläumsjahr ist – auf unsere Zeugenschaft für Jesus, zu der wir Christen durch Taufe und Firmung berufen sind.
Unserer Diözese ist ihr erster Seliger Ladislaus Batthyány-Strattmann ein solcher Zeuge und Wegweiser im Alltag des Lebens und Glaubens.
Als Ehegatte und Vater hat er seine kinderreiche Familie auf christliche Werte gegründet. Er war mit seiner Frau Maria offen für das Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, er hat besonders als Arzt Leben gefördert, versucht zu heilen und auch geschützt. Braucht es nicht gerade heute solche Menschen, die mit dem Leben nicht spielen, experimentieren und manipulieren, sondern die "Ja zum Leben" sagen, die Einmaligkeit, Unantastbarkeit und Würde des menschlichen Lebens in all seinen Phasen schützen?
Als Augenarzt sah er in seinen Patienten immer Christus, hat sie an Leib und Seele geheilt, die Armen unentgeltlich behandelt und ihnen noch Geld gegeben – was ihm den Namen "Arzt der Armen" brachte. Gerade das Szenenspiel der Kinder hat uns dies so treffend gezeigt. Braucht es nicht gerade heute solche Menschen, die ihren Beruf als Berufung und im Mitmenschen Christus sehen? Unsere Welt würde menschlicher und christlicher sein, wenn wir einander so begegnen!
Als Christ fand er nach langem Suchen durch seine Frau Maria zum Glauben, den er mit seiner Familie lebte – die tägliche Mitfeier der heiligen Messe, das Rosenkranzgebet und das persönliche Gebet waren für ihn selbstverständlich. Das Spiel der Kinder hat uns allen auf eindrucksvolle Weise seine so innige Gottesbeziehung gezeigt. Braucht unsere Welt und Kirche nicht gerade heute solche Menschen und Christen, die ihre Freundschaft mit Jesus pflegen und aus dem Wort Gottes, dem Gebet, der Eucharistiefeier und den Sakramenten ihr Leben in den Familien und Pfarrgemeinden gestalten?
Ich wünsche mir als Bischof für unsere Diözese viele solche Zeugen des Glaubens wie den seligen Ladislaus, die in Familie und Pfarrgemeinde, in Schule und Beruf, in Kirche und Gesellschaft sich mit Leib und Seele einbringen und ein glaubwürdiges Zeugnis für Jesus und seine Botschaft heute als Christen ablegen. Haben wir im Alltag wie Ladislaus ein Auge, Herz und eine gute Hand für Gott und die Menschen – dann ist unsere Diözese auch nach 60 Jahren auf einem guten Weg und wirklich für die Menschen unseres Landes da! Der selige Ladislaus lädt uns ein, heute Jesu Zeugen zu sein.
Seliger Ladislaus, begleite unsere Diözese durch dieses Jubiläumsjahr und auf ihrem weiteren Weg in die Zukunft und erbitte uns Glaube, Hoffnung und Liebe, erbitte uns neue geistliche und kirchliche Berufungen, vor allem aber erbitte uns die Einheit und den Frieden sowie Mut und Kraft zur Zeugenschaft! Amen.