Predigt zum Christköngisfest in Kaisersteinbruch
Es gibt ein Lied, das bei Jugendmessen und Firmgottesdiensten gerne gesungen wird und das uns einen guten Zugang zum eben gehörten Evangelium des heutigen Christkönigssonntags, ermöglicht. Es heißt: "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn Er kommt."
Matthäus schildert uns im Evangelium das Endgericht: Christus, der als König in Herrlichkeit erscheint, wird sein Urteil fällen, nicht nur über die, die zu seinen Jüngern zählen, sondern über alle Völker. Maßstab dieses Urteils – ob ich zu den Schafen oder Böcken gehöre – wird nicht einfach das Vorzeigen und Aufzählen-Können von guten Werken sein. Maßstab wird sein, dass sich der Menschensohn selber mit den Bedürftigen identifiziert und er nach dem Maß, das er selbst gesetzt hat, unser Leben beurteilen wird – um es mit dem genannten Lied zu sagen: "Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gespart? Was hast du alles besessen? Seine Frage wird lauten: Was hast du geschenkt? Wem hast du gedient um meinetwillen?" Es ist die Frage an uns selbst gerichtet, wie wir uns verhalten angesichts der Spielregeln, die in unserer modernen Gesellschaft gelten: Sichere Anlagen, Profit, Besitzstandswahrung vor allem anderen. Oder die Einsicht, dass in jedem Menschen dieser Welt uns Christus selbst begegnet; mit der Konsequenz, dass das, was wir dem geringsten Bruder und der geringsten Schwester tun oder nicht tun, Christus selber, den wir als König bekennen, getan oder nicht getan haben. Jesus ist solidarisch mit den geringsten aller Menschen, mit den Hungrigen, Durstigen, Fremden und Obdachlosen, Nackten, Kranken und Gefangenen. Jesu Solidarisch-Sein mit uns Menschen ist nicht nur eine Idee oder ein Traum, sondern ist Wirklichkeit geworden in seiner Menschwerdung, seinem Anteil-Nehmen an menschlicher Not und in seiner Hingabe am Kreuz – darin erweist sich sein König-Sein.
Worauf kommt es an, wenn Er kommt? Das Evangelium gibt uns 3 Impulse zum Handeln im Sinn Jesu.
Der erste Impuls: Helfen ohne Hintergedanken. Wer die Not des anderen nahe an sich heranlässt; wer die Bitten des Nächsten hört und das Nächstliegende tut; wer dem anderen die Fragen und Hoffnungen von den Augen abliest und, darauf eingeht – der handelt im Sinn Jesu. Wer dagegen dem anderen nur hilft, um Jesus einen Gefallen zu tun und um vor den anderen gut dazustehen, der hat einen Hintergedanken – der sieht am anderen vorbei und hat nur sich selber und seine Absichten im Auge. Die Menschen auf der rechten Seite wissen nicht, dass ihnen im geringsten Bruder und in der geringsten Schwester Jesus begegnet ist – erst Jesus selbst öffnet ihnen die Augen für diesen Blick in die Tiefe. Sie haben einfach geholfen. Deshalb "Helfen ohne Hintergedanken" – ein erster Impuls.
Der zweite Impuls: den König im anderen sehen. Die Gerechten im Evangelium haben letztlich Jesus, dem König, zu essen und zu trinken gegeben; sie haben den König aufgenommen und bekleidet; sie haben den König an seinem Krankenbett oder im Gefängnis besucht. Sie wussten nicht, dass es der König ist, aber sie haben ihn wie einen König behandelt. Auch in vielen Märchen wird uns diese tiefe Wahrheit erzählt: Wenn ich d. anderen – unabhängig von seinem Äußeren, Stand, Art – königlich behandle, ihn liebe und achte, dann entpuppt er sich als König, wird seine Würde sichtbar. Wenn ich im anderen den König sehe, wenn ich ihm Respekt und Wertschätzung entgegenbringe, wenn ich ihm meine Zuneigung zeige – egal, in welcher Notlage er sich befindet – dann handle ich im Sinn Jesu. Deshalb "den König im anderen sehen" – ein zweiter Impuls.
Der der dritte Impuls: Jesus ein Gesicht geben. Jesus wird nicht nur in denen sichtbar, die Hilfe brauchen, sondern in allen, die helfen und in seinem Sinn handeln, sie geben ihm ihr Gesicht. Sie kennen die Meditation, die so beginnt: "Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun …" Ich möchte diese Meditation ergänzen: Christus hat kein Gesicht, nur unser Gesicht, um den Menschen, heute offen und freundlich zu begegnen. Er hat keine Augen, nur unsere Augen, um zu sehen, wo jetzt Hilfe nötig ist. Er hat keine Ohren, nur unsere Ohren, um die vielen leisen Bitten zu hören, die heute ausgesprochen werden. Er hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um seine Frohe Botschaft heute den Menschen zu sagen – seine tröstenden und ermutigenden Worte. Wenn wir unser Gesicht zeigen, wenn wir den Kopf hinhalten, wenn wir unserem Christsein ein Profil geben – dann bleibt Christus lebendig, dann bleibt in der Welt sichtbar, was er sich unter einem sinnvollen Leben vorgestellt hat. Deshalb "Jesus ein Gesicht geben" der dritte Impuls.
Helfen ohne Hintergedanken, den König im anderen sehen, Jesus ein Gesicht geben – das ist es, worauf es ankommt, wenn Er kommt!
Wenn wir heute am Christkönigsfest hier in Kaisersteinbruch diese neue Orgel weihen und gleichzeitig auch euren Seelsorgeraum Jois-Winden-Kaisersteinbruch offiziell errichten, dann ist das gehörte Evangelium ein Auftrag für euer Christsein im neuen Seelsorgeraum. Den Grundton für euer Tun nehmt immer von Christus, dem König! Wie die vielen verschiedenen Pfeifen eurer neuen Orgel sollt ihr im neuen Seelsorgeraum zusammenarbeiten und euch mit euren Fähigkeiten und Talenten ergänzen, gegenseitig bereichern und einander wertschätzen! Vergelt´s Gott der Pfarre B. Tatzmannsdorf für die Orgel und Spendern! Bei all eurem Tun sollt ihr die Armen und Notleidenden bei euch und in der Welt nie vergessen – das macht unser Christsein glaubwürdig! Gerade die Musik, der Cäcilienchor, verbindet euch und gibt eurem Seelsorgeraum seinen Namen – wie im Chor sollt auch ihr gut zusammen singen! Eure Pfarrpatrone, der hl. Georg, Florian, Sebastian und Rochus, sowie die hl. Cäcilia, die Patronin eures Seelsorgeraumes, begleiten euch auf eurem gemeinsamen Weg zu Christus, dem wiederkommenden König! Amen.