Online-Vortrag anlässlich der "Wiener Gesera"
Neuer Antisemitismus und alter Rassismus? Aktuelle Herausforderungen in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus auf dem Hintergrund der Erfahrungen im christlich-jüdischen Dialog in Österreich – Univ.-Prof. Dr. Martin Jäggle
Eisenstadt – Anlässlich der "Wiener Gesera" vor 600 Jahren, der planmäßigen Vernichtung der jüdischen Gemeinden im damaligen Herzogtum Österreich im Jahr 1421, veranstaltet das Katholische Bildungswerk der Diözese Eisenstadt in Kooperation mit Concentrum den Online-Vortrag "Neuer Antisemitismus und alter Rassismus?". Vortragender ist Univ.-Prof. em. Dr. Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der sich dabei mit aktuellen Herausforderungen in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus auf dem Hintergrund der Erfahrungen im christlich-jüdischen Dialog in Österreich auseinandersetzt. Die Veranstaltung ist kostenlos besuchbar. Weiters wird die Möglichkeit der Interaktion, angeleitet durch den Referenten, bestehen.
Geschichtliches Beispiel umgelegt auf die Gegenwart
"Es ist wichtig die Thematik Antisemitismus grundsätzlich anzusprechen. Die Geschichte lehrt, wie angeblich religiös motivierte Gründe vorgeschoben werden, um eine bestimmte Menschengruppe wirtschaftlich und auch physisch zu ächten. Das geschichtliche Beispiel der 'Wiener Gesera' soll umgelegt werden auf die Gegenwart, um für ähnliche Vorgänge in der heutigen Gesellschaft zu sensibilisieren. Auch heute gibt es politische Strukturen und Prozesse, die es begünstigen können, gewisse Menschengruppen zu diskreditieren", so Prof. Jäggle.
Über die Gefahr negative Klischees zu prolongieren
Im Rahmen seines Vortrags wird der Referent mit seiner reichen Erfahrung und Praxis Bezug nehmen auf die aktuelle Situation des christlich-jüdischen Dialogs in Österreich. Durch das Hinterfragen der üblichen kirchlich-liturgischen Praxis soll außerdem gezeigt werden, wie geübte Praxis ohne Reflexion Gefahr laufen kann, negative Klischees zu prolongieren. Im Gegenzug soll am Beispiel des Osterfestes aufgezeigt werden, wie eine antisemitismusfreie Gestaltung möglich sein kann. Ziel ist den Teilnehmenden zu helfen selbst zu erkennen, wo sie in ihrer Glaubens- und Lebenspraxis mit der Thematik konfrontiert werden.
Kann man aus der Geschichte lernen?
"Das Datum der 'Wiener Gesera', der 12. März 1421, ist untrennbar mit der Geschichte Wiens und Österreichs verbunden", so Nikolaus Faiman, Organisator der Veranstaltung. Nachdem an diesem Tag das Dekret Herzog Albrechts verkündet worden war, das die letzten überlebenden Wiener Juden zum Tode verurteilte, fand die Hinrichtung von 92 Männer und 120 Frauen noch am selben Tag auf der Gänseweide in Erdberg statt. Dem ging jedoch ein sukzessiv ansteigender Ausschluss aus Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, Diskreditierung und Vertreibung voraus. "Ächtung oder Vertreibung von bestimmten Menschen oder Gruppen ist bereits ein konkreter Schritt – dem viele, vielleicht unbewusste Schritte vorausgehen", betont Mag. Faiman. "Dem entgegenzusetzen ist der unermüdliche Versuch eines Dialogs, wie er in Österreich im christlich-jüdischen Kontext eine gute Tradition hat. Ebenso notwendig ist die eigene kritische Reflexion. Ist mir bewusst, was ich tue, wenn ich bestimmte Traditionen aufrechterhalte und pflege?", so Nikolaus Faiman.
Tradition und Reflexion
"Wir stehen in der Vorbereitungszeit auf das Osterfest, eine Zeit reicher Symbolik und Tradition – ohne jüdische Wurzeln unverständlich. Auch wenn die politische Situation vor 600 Jahren nicht vergleichbar mit jener von heute ist, braucht es trotzdem die eigene kritische Reflexion, und zwar in jeder Generation. Nur so können wir dem entgegenwirken, dass längst verstorben geglaubte 'Geister der Vergangenheit' wieder an Leben gewinnen und bestimmte Menschen oder Gruppen diskreditiert werden. Geschichtliche Gedenktage bieten Anlass zu reflektieren. Diese Veranstaltung bietet eine Gelegenheit dazu", betont Mag. Faiman.
Informationen und Kontakt
Neuer Antisemitismus und alter Rassismus?
Aktuelle Herausforderungen in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus auf dem Hintergrund der Erfahrungen im christlich-jüdischen Dialog in Österreich
Referent: Univ.-Prof. i.R. Dr. Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Wann: Dienstag, 16. März, 19 Uhr
Wo: Die Veranstaltung findet über die Videoplattform Zoom statt.
Meeting-ID: 826 6063 0970
Kenncode: 220058
Der Meeting Raum ist ab 18.30 Uhr geöffnet. Die Veranstaltung ist kostenlos besuchbar!
Bei technischen Fragen steht Barbara Buchinger telefonisch zur Verfügung:
Tel: 0676 / 880 701 556
Foto: © Anton-kurt, Public domain, via Wikimedia Commons
Nora Demattio, BA