
Warum es gut ist, mehr über Erfahrungen und Traditionen zu wissen
Kampagne "Ich glaube - Ja" will auf Bedeutung des Zeitgemäßen aufmerksam machen – Im Burgenland sind nur fünf Prozent der Schüler abgemeldet
Eisenstadt – Der Religionsunterricht (RU) "kultiviert mit der Bibel die am weitesten in die Menschheitsgeschichte zurückreichende Erfahrungstradition, mehr als 3.000 Jahre umfassend, mit allen ihren unterschiedlichen Zeugnissen in unserer Gesellschaft": Das hat der Innsbrucker Theologieprofessor Roman Siebenrock zu Beginn der aktuellen österreichweiten Kampagne "Ich glaube - Ja" betont, mit der auf die Bedeutung des zeitgemäßen RU aufmerksam gemacht werden soll.
Eine der Proponentinnen ist die Leiterin des Eisenstädter diözesanen Schulamts, Andrea Berger-Gruber. Im Schuljahr 2019/20 haben 22.587 burgenländische Schülerinnen und Schüler katholischer Konfession am katholischen RU (Pflichtfach bzw. Wahlpflichtfach) teilgenommen. Auch 526 Nichtkatholiken nahmen an "RU als Freifach" teil. "Traumatisch war für einen Lehrer, dass die RU-Matura, auf die sich schon viele vorbereiteten, wegen Corona ausgefallen ist", so Berger-Gruber.
Die Kampagne "Ich glaube – Ja" hat mit der geplanten Einführung des Ethikunterrichtes nichts zu tun, haben die Verantwortlichen klargestellt. Das sei Zufall. Allerdings gehe es sehr wohl um das Image des RU und der Religionslehrer, denen oft Missionseifer und Indoktrination unterstellt werde.
Es gehe auch um die Klarstellung, dass eine säkulare Verfassung und Politik wie in Österreich die weltanschauliche Letztorientierung offenhalte und die – wie es Philosophen sagen – "Spannung von Glaube und Wissen stehen lässt". Die säkulare Politik dürfe demnach nicht insgeheim mit einem weltanschaulichen Atheismus operieren, wie das von gewisser Seite gewünscht bzw. gefordert werde.
Schönborn: Österreichischer Weg hat sich bewährt
Kardinal Schönborn weist im Zuge der Kampagne darauf hin, dass sich der österreichische Weg, der eine vollständige Trennung von Schule und Religion nicht vorsieht, bewährt hat. "Religion ist ein Teil des Lebens vieler Menschen und der Gesellschaft. Daher ist es gut, über die eigene Religion Bescheid zu wissen. Und da wir mit Menschen zusammenleben, die anderen Religionen angehören, sollten wir auch von deren Religion eine Ahnung haben", meint der Kardinal.
Konkret hält die Bundesverfassung im Artikel 14 (5a) fest, dass die Schule Kinder und Jugendliche befähigen soll, an den sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verantwortung für sich selbst, für die Mitmenschen, die Umwelt und nachfolgende Generationen zu übernehmen. Dazu leistet der RU einen entscheidenden Beitrag.
Der RU zielt nicht auf verdeckte Missionsarbeit oder aktive Mitarbeit in einer Pfarre ab, sondern darauf, dass die Schülerinnen und Schüler im komplexen und unübersichtlichen Feld der Weltanschauungen und Religionen Kompetenz erwerben, "gute Religion" unterscheiden zu lernen. Wo "gute Religion" gelebt wird, dort kann man weltanschaulichen Vorschlägen und Suggestionen kritisch begegnen, wobei verschiedenerorts auch die Kirche wachsam sein muss. Das Achten auf die Schüler- und Lehrer-Reflexion aus dem RU hilft ihr dabei weiter.
Heilige und Christen in der Friedenspolitik
Vermittelt wird eine engagierte, aber auch kritische Haltung aus dem christlichen Glauben durch das Kennenlernen von Erfahrungen und Traditionen, aber nicht zuletzt auch von konkreten Vorbildern wie Heiligen und für die Friedenspolitik bedeutsamen Christen. Andrea Berger-Gruber erinnert besonders an den Bischof und Burgenland-Patron Martin (316 – 397), der mit der konkreten Tat der Teilung seines Mantels für das Helfen in Not und Elend steht und dem gerade im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle 2015/16 viele Unterrichtsprojekte gewidmet waren.
Was ganz Österreich betrifft, so nehmen 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler – insgesamt 740.000 – am RU teil, 51 Prozent – 586.000 – am katholischen RU. Dazu kommen weitere 24.300 Schüler ohne religiöses Bekenntnis, die den katholischen RU als Freifach besuchen. Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr können sich die Schüler/innen selbst vom RU abmelden. Im Österreich-Schnitt sind acht Prozent abgemeldet, im Burgenland fünf Prozent.
Die Kampagne "Ich glaube – Ja" geht auf Themen um das Glauben-Können, die Bedeutung der Religion für das Zusammenleben, Anfang und Ende des Lebens, Krieg und Frieden, Caritas und Gerechtigkeit, Leben und Bedeutung von Jesus Christus, Tod und "Danach" sowie Einsatz für die Rettung der bedrohten Erde ein. Die Kampagne läuft den ganzen September über und umfasst u.a. Infoscreens, Citylights und Rollingboards im öffentlichen Bereich, digitale Formate sowie Schaltungen in ausgewählten Printprodukten.
Schulamt der Diözese Eisenstadt
Alle Infos zur neuen Religionsunterrichtskampagne unter: www.mein-religionsunterricht.at
Nora Demattio, BA