
Wichtige Feiern, jedoch in reduziertem Ausmaß, im August/September
Feiern zu dem am 15. August begangenen 60. Jahrestag der Diözesanerrichtung können Corona-bedingt nur in gedämpfter Form erfolgen – Nachdenklichkeit aber auch bei den bevorstehenden Feiern zum Baubeginn des orthodoxen Klosters aufgrund der aktuellen Ereignisse rund um die Hagia Sophia – Chrisammesse am 25. September mit Gebeten für geistliche Berufe und für Ägidius J. Zsifkovics, der seit 10 Jahren Diözesanbischof ist
Eisenstadt – Am 15. August 1960 hat Papst Johannes XXIII. mit der Bulle "Magna quae" die Diözese Eisenstadt errichtet und in weiterer Folge Stefan László (1913-1995) zum ersten Diözesanbischof ernannt. Lászlós heutiger Nachfolger ist Ägidius J. Zsifkovics. Zur Feier des 60-Jahr-Jubiläums, der für das Burgenland und auch für die Kirche Österreichs bedeutsamen Ereignisse von 1960, hatte Zsifkovics im vergangenen Oktober Einladungen an alle Landsleute verschickt, aber Covid-bedingt musste das geplante zentrale Fest, das für Juni geplant worden war, abgesagt werden. Und auch die bevorstehenden Feiern zum Errichtungs-Jahrestag (15. August) können nur in reduziertem Ausmaß und in gedämpfter Form, "gepaart mit den Schatten der aktuellen Krise, und mit Nachdenklichkeit", über die Bühne gehen, wie Bischof Zsifkovics betont.
Konkret sieht der modifizierte Plan für 14./15. August zwei Pontifikalgottesdienste vor: Am 14. August um 20 Uhr eine Messfeier und Lichterprozession mit dem Eisenstädter Diözesanbischof in der Basilika Loretto, und am 15. August, 10 Uhr, eine Festmesse mit dem Diözesanbischof in der Bergkirche Eisenstadt-Oberberg. Die musikalische Gestaltung mit der Missa brevis in B-Dur von W. A. Mozart hat die Dommusik St. Martin über. Eine Agape mit Festmusik durch mehrere Kapellen findet im Anschluss vor der Bergkirche im Freien statt.
Zwei Wochenenden im Zeichen der Kroaten
Danach werden zwei Wochenenden des Spätsommers im Zeichen der burgenlandkroatischen Katholiken stehen. Im Jubiläumsjahr hat Bischof Zsifkovics mehrere Akte gesetzt, die die Bedeutung der kroatischen Volksgruppe für die Kirche des Burgenlands betonen. Größenmäßig handelt es sich immerhin um fast 20 Prozent der Katholiken des Landes. Dazu kommen die vielen kroatischen Priester und Ordensleute im östlichsten Bundesland – auch z.B. als Seelsorger im Wallfahrtsort Loretto.
Große Gruppen der Burgenlandkroaten – mit dem Diözesanbischof an der Spitze – werden wieder mit der traditionellen Kroatenwallfahrt zur Magna Mater Austriae nach Mariazell pilgern (28.-30. August). Am 19./20. September ist dann das Gnadenbild der Schwarzen Madonna in Loretto Ziel hunderter kroatischer Pilger.
Das gelebte Miteinander der Volksgruppen im Burgenland sei eine Art "role model" für den Umgang mit kultureller und sprachlicher Vielfalt – auch und gerade auf europäischer Ebene –, hatte der Diözesanbischof bei der letzten großen burgenlandkroatischen Wallfahrt vor dem Lockdown betont. Zsifkovics war ja selbst jahrelang Leiter der kroatischen Sektion im Eisenstädter Pastoralamt gewesen.
Ende 2019 wurde von ihm die kroatische Sektion zum eigenständigen Vikariat erhoben, mit Bischofsvikar Željko Odobašić als Leiter. Im Juni wurde dann von Zsifkovics ein eigenes zweisprachiges Dekanat im Nordburgenland gegründet.
Ägidius J. Zsifkovics 10 Jahre Diözesanbischof
Für das letzte Septemberwochenende ist in der Diözese wieder einiges geplant: Am Freitag, 25. September, 10 Uhr, wird im Martinsdom die Chrisammesse nachgeholt, die aufgrund der Pandemie entfallen musste. Fast alle Priester des Burgenlandes werden kommen, auch, um im kleinen Rahmen das Jubiläum "Ägidius J. Zsifkovics 10 Jahre Diözesanbischof" mitzufeiern. Ein Gebet für geistliche Berufe ist ein zentraler Teil der liturgischen Feier.
An diese schließt die offizielle Eröffnung des Diözesanmuseums mit der Sonderausstellung zum 60-Jahr-Jubiläum der Diözese an. Zu sehen sind wertvolle historische Exponate genauso wie zeitgenössische Kunst, von Artefakten der römischen Antike von Ausgrabungen im Burgenland über Schlüsseldokumente der Diözesangeschichte – etwa die Gründungsbulle – bis hin zu Werken des Grazer Künstlers Herwig Tollschein. Seit wenigen Tagen kann diese Schau "vorab" besichtigt werden (Mittwoch bis Samstag 10–13 Uhr und 14–17 Uhr).
Ökumenischer Dialog im Seewinkel
Am Tag nach dem Bischofsjubiläum steht ein großes Ereignis nicht nur für das Burgenland, sondern auch für den ökumenischen Dialog in Europa an. Zusammen mit dem Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, wird Bischof Zsifkovics am Samstag, 26. September, den Grundstein für das erste orthodoxe Kloster in Mitteleuropa legen. Weiters nehmen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis an der Feier in St. Andrä am Zicksee teil.
Die Nachricht über die Grundsteinlegung des künftigen Maria-Schutz-Klosters hatte in der orthodoxen Welt breiten Widerhall gefunden. Das Kloster-Projekt startete 2014, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä zur Verfügung stellte. Beim Martinsfest am 11. November 2014 überreichte Bischof Zsifkovics die Stiftungsurkunde im Eisenstädter Martinsdom persönlich an Patriarch Bartholomaios I. Seit August 2016 lebt eine multinationale Mönchsgemeinschaft in einem angekauften Haus in St. Andrä am Zicksee, das als "Kellion" dient, bis das Kloster beziehbar ist. Das Kloster Maria Schutz wird aus vier Trakten bestehen, die in Form eines Quadrats angeordnet sind. In der Mitte des Quadrats wird die Kirche stehen.
Aber auch die Feiern Ende September haben einen starken Moll-Klang, und jüngste Ereignisse rufen Nachdenklichkeit hervor: Denn die gesamte Orthodoxie aber auch viele Katholiken und Muslime üben in diesen Wochen Kritik an der von Präsident Recep Tayyip Erdogan angeordneten Umwandlung der symbolträchtigen, aus dem 6. Jahrhundert stammenden ehemaligen Kathedrale Hagia Sophia in Konstantinopel/Istanbul – das Bauwerk war seit fast 90 Jahren Museum – in eine Moschee. Der Papst sprach vor kurzem darüber beim Angelusgebet und er sagte, er empfinde "großen Schmerz" über diesen – den Religionsfrieden provozierenden – Akt.
Kardinal ruft zu Gebet für Juden auf
Für den interreligiösen Dialog wiederum war die jüngste Entscheidung von Kardinal Schönborn wichtig, dass am 26. Juli bei den Gottesdiensten für die Juden gebetet wurde. Anlass war für Schönborn die Vertreibung der Juden aus Wien durch Kaiser Leopold vor 350 Jahren.
Dass damals ein Teil der Vertriebenen Aufnahme in Westungarn – also Burgenland – gefunden hatte, wofür Fürst Paul I. Esterházy verantwortlich war, hat die Diözese Eisenstadt vor kurzem in einer Aussendung betont. Die Aufnahme damals sei eigentlich eine "pfingstliche Initiative" von Paul I. Esterházy gewesen, wenn auch mit späterer Tragik verbunden, betonte Diözesansprecher Dominik Orieschnig. Fürst Paul I., ein Jesuitenschüler, habe durch das Retten von Asylsuchenden Gutes getan und Leben gerettet. Ihm verdanke das Burgenland im Übrigen viel – zahlreiche Kirchen gehen auf ihn zurück, nicht zuletzt die Basilika Frauenkirchen. "Er war mächtig, und er konnte unabhängig vom damals antijüdischen Kaiserhaus agieren", so Orieschnig.
Der Diözesansprecher zieht eine Linie zum Heute: "Für die Identität des Burgenlands als Land der Begegnung, der Multikulturalität und der Europabegeisterung sind die seit der EU-Mitgliedschaft Österreichs – also seit 25 Jahren – entstandenen Erinnerungsinitiativen für die jüdische Bevölkerung und für die Roma wichtig. Dazu kommen die zahlreichen Initiativen für die Geflohenen und Asylsuchenden dieser Zeit. Nicht umsonst ist Bischof Zsifkovics ja sowohl für Österreich als auch für den EU-Raum der Referatsbischof für die Geflohenen."