St. Margarethner Vatertagsmesse bot musikalischen Ausblick auf Passionsspiele
Ein schwungvoller Gottesdienst mit Pfarrer Richard Geier und grandioser musikalischer Darbietung begeisterte am Vatertag nicht nur vor Ort sondern auch vor den Bildschirmen – Dank Live-Übertragung durch Servus TV und als Live-Stream. 2021 werden in dem Weinort wieder Passionsspiele abgehalten werden, und zwar in einer Neuinszenierung.
St. Margarethen – In seiner abwechslungsreichen Predigt sprach Pfarrer Richard Geier über Peter Alexanders Hit aus dem Jahr 1981, "Der Papa wird’s schon richten". Der Pianist spielte das Lied an und in einem Dialog erzählten ein Vater und sein Sohn die Kurzgeschichte "Die große und die Kleine Hand" von Gerhard Kiefel. Message der Kurzgeschichte: So wie die kleine Hand die große braucht, so braucht die große Hand auch die kleine.
Diese Geschichte beschreibe auch die Beziehung des gläubigen Menschen zu Gott, so Pfarrer Geier in der Predigt. Gott zeige sich "als guter Vater, an dessen Hand wir durchs Leben gehen können". Gottes Hand beschütze den Menschen – "und manchmal macht Gott das, was Peter Alexander im Lied so fröhlich besingt: Der Papa wird's schon richten." Auf Gottes Hilfe könne man vor allem dann vertrauen, wenn man nicht mehr weiter wisse, denn "oft gibt Gott uns dann einfach die Kraft, um alles durchzustehen".
An die Väter gerichtet sagte Pfarrer Geier, der Vatertag sei ein Tag, an dem "die Liebe eurer Familie spürbar werden soll". Es sei aber auch ein Tag des Nachdenkens über die Aufgaben, die ein Vater habe: "Ihr seid so wichtig für eure Kinder. An eurer Art, wie ihr euer Vater-Sein gestaltet, können die Kinder auch ablesen, wie der himmlische Vater zu uns als seine Kinder ist. Ihr könnt für den Glauben eures Kindes unendlich viel tun." Dabei genügten kleine Gesten, wie ohne große Worte hin und wieder die Kinder zu segnen, vielleicht mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn und dem Wunsch: "Gott sei mit dir".
Klänge und Gesänge, die bewegen
Der Vatertagsgottesdienst wurde durch eine dynamische musikalische Gestaltung perfekt abgerundet. Acht Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Thomas Steiner am Piano, zeigten Können und Enthusiasmus.
Besondere Highlights waren weiter die musikalischen Darbietungen der Kinder. Chorleiter Steiner und sein Chor boten jedenfalls schon einen vielversprechenden Ausblick auf große Aufführungen im kommenden Jahr.
Passionsspiel auf beeindruckender Freiluftbühne
St. Margarethen im Ruster Hügelland hat mit dem Römersteinbruch seit 2001 Anteil am UNESCO-Weltkulturerbe. Der dort abgebaute Sandstein wurde für den Bau des Stephansdoms und der bedeutendsten Wiener Ringstraßenbauten verwendet. In einem Teil des Areals befinden sich heute zwei beeindruckende Freilichtnaturbühnen: Die große Festspielarena, in der seit dem Jahr 1996 jährlich (außer 2020) monumental inszenierte Opernfestspiele stattfinden, und die im Jahr 2007 neu gestaltete Ruffinibühne, wo 2021 wieder die Passionsspiele abgehalten werden, und zwar in einer Neuinszenierung. Die gewaltigen Felswände des Römersteinbruchs bieten eine für die darstellenden Künste ideale Landschaftsszenerie.
Die Inszenierung der Passionsspiele 2021 trägt den Titel "Emmaus – Geschichte eines L(i)ebenden". Die Termine sind von 5. Juni bis 29. August 2021. Wieder werden – ebenso wie alle fünf Jahre – rund 500 ehrenamtliche Laiendarsteller und Helfer mit großem Einsatz und voller Leidenschaft bei den Aufführungen dabei sein.
Fokus auf Emmauserzählung
Der Fokus 2021 auf die Emmauserzählung will die Spiele aktualisieren, denn diese wollen die Jesusgeschichte in jeweils unterschiedliche Zeiten hineinsprechen. "Jede Zeit hat ihre eigenen Fragen und Antworten. Darum braucht es immer wieder neue Ansätze in der Interpretation der altehrwürdigen Geschichte Jesu", betonte der geistliche und künstlerische Leiter, Bischofsvikar Alexander M. Wessely. Er ist Militärdekan des Burgenlandes, hat aber auch viel Bühnenerfahrung und konnte für die Neuinszenierung des Passionsspiels 2021 auf der Ruffinibühne gewonnen werden.
Eine entscheidende Rolle bei den Passionsspielen von St. Margarethen fällt der Musik zu. Der aus St. Margarethen stammende Thomas Steiner, musikalischer Leiter der Passionsspiele, komponierte und realisierte speziell für die Passionsspiele konzipierte Musikstücke. Sie sind ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Passion. Die Musik fungiert – wie auch in der Vatertagsmesse erlebbar gewesen – als perfekte Ergänzung der Worte der Frohen Botschaft.
Beginn im Jahre 1926
Die Passionsspiele St. Margarethen wurden erstmals 1926 von Pfarrer Josef Kaindlbauer und dem Leiter der Pfarrjugend, dem Jungbauern Emmerich Unger gegründet. Die ersten Aufführungen durch Jugendliche der Pfarre St. Margarethen fanden 1926 noch in einem Bauernhof statt.
1929 wurde das Pfarrgemeindehaus, das heutige Haus Bethanien, errichtet, das in den folgenden Spielsaisonen als Spielort dienen sollte. Im Passionsspieljahr 1933 legte die Pfarrgemeinde ein feierliches Gelöbnis ab, die Passionsspiele alle 10 Jahre zur Aufführung zu bringen, was 1936, 1946 und 1956 umgesetzt wurde. 1957 erhielten die Passionsspieler eine ehrenvolle Einladung nach Mariazell, wo sie zum Anlass der 800-Jahr-Feier der Gnadenbasilika eine Woche lang täglich die Passion mit großem Erfolg aufgeführt haben.
Zuletzt 70.000 Besucher
Auf Anregung des Gründers des 1. internationalen Bildhauersymposions im Steinbruch St. Margarethen, Karl Prantl, übersiedelten die Passionsspiele 1961 in die einzigartige Naturkulisse des Römersteinbruchs. Um die notwendigen Investitionen in die Freilichtbühne schnell decken zu können, wurde auch 1962 gespielt. Seither finden die Aufführungen alle fünf Jahre statt. Die Darstellung der Passion erfolgt ausschließlich durch Laienspieler, die aus allen Alters- und Berufsschichten kommen.
Seit 1961 stieg die Zahl der Mitwirkenden kontinuierlich von 300 auf 600 an. Auch die Zahl der Besucher steigerte sich von 20.000 auf beeindruckende 70.000 im Jahre 2006. Der Zuschauerraum wurde von 1.500 auf 3.500 Sitzplätze erweitert. In den letzten Jahren investierte der Eigentümer des Steinbruches, die Privatstiftung Esterházy, ca. 10 Mio. Euro in das Festspielgelände. Neben dem barrierefreien Abgang wurde die Infrastruktur, die Sanitäreinrichtungen, der Gastronomiebereich sowie der Bereich hinter der Bühne neugestaltet und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.
Nora Demattio, BA