Ein langer Weg zur Berufung – P. Matthias Gabriel COp wird zum Priester geweiht
Er war Wirtschaftsprüfer und residierte dabei in noblen Hotels. Als Kalasantinerpater lebt er heute das Gelübde der Armut. Am 25. Jänner wird Matthias Gabriel aus Oberwart, der derzeit in der Dompfarre Eisenstadt wirkt, von Bischof Ägidius J. Zsifkovics zum Priester geweiht.
Eisenstadt, Wien – Matthias Gabriel vereinte lange zwei Welten in seinem Leben: er war Pfarrgemeinderat und Organist in Oberwart und besuchte regelmäßig seine Gebetsgruppe und beinahe täglich die heilige Messe. Weil man aber von Luft und Glaube nicht leben kann, studierte er in Wien Betriebswirtschaft und werkte für eine große Wirtschaftsprüfungskanzlei. Er mochte seine Kollegen, aber "die Arbeit war nicht meine Berufung". Sein 30. Geburtstag wurde zum Wendepunkt. "Mein Gedanke war: Du bist alleinstehend, dreißig Jahre alt und am liebsten betest du. Also: eins und eins ist zwei." Matthias Gabriel hatte schon lange gute Kontakte zu den Kalasantinern – nun trat er ins Kloster ein. "Beten hat mir schon immer Freude gemacht. Auch der Messbesuch war keine lästige Pflicht, sondern ich habe mich darauf gefreut.
Pro und Kontra
Bei den Kalasantinern lebt Matthias Gabriel in einer Gemeinschaft mit vielen Mitbrüdern. Sie beten gemeinsam, leben nach den selben Werten und verkünden die Botschaft, die ihn bis heute fasziniert. "Sie versuchen auf die Straße zu gehen, um ihren Glauben zu bezeugen und weiter zu geben. Auch ich möchte das." Nur das Gelübde der Armut machte ihm anfangs zu schaffen: "Wir haben bei Wirtschaftsprüfungen in guten Hotels gewohnt und nun musste ich um Geld für den Kauf einer Haube fragen."
2012 kündigte Matthias Gabriel seinen gut bezahlten – aber anÜberstunden reichen – Job und begann seinen Weg als Ordensmann. Das erste halbe Jahr war eine Probephase. Doch anstatt Zweifel zu hegen, wurde Matthias immer sicherer, dass die eingeschlagene Richtung stimmt. Heute ist er froh darüber ein Spätberufener zu sein. "Die Berufserfahrung hat mich verändert. Ich war mit 30 eine andere Person als mit 18." In der Wirtschaftsprüfungskanzlei gab es regelmäßig lange Arbeitstage – oft bis 23 Uhr. "Das war lehrreich und persönlichkeitsformend. Man lernt das Schwere auszuhalten. Und man lernt, nicht zu jammern." Seine Entscheidung wurde vor allem in der Kollegenschaft mit wenig Überraschung und Glückwünschen quittiert. Viele ahnten die Berufung des Burgenländers.
Zurück im Burgenland
Heute sieht Matthias Gabriel in seinem Weg eine logische Konsequenz aus seinem Lebenslauf: als Kind war er Mitglied der Jungschargruppe in Oberwart und Ministrant. Bei Pilgerreisen nach Mariazell habe ihm "das Rosenkranzgebet getaugt". Sein Primizspruch orientiert sich daran: "Sei gegrüßt Du Gnadenvolle, der Herr ist mit Dir." Bis zu seinem Eintritt ins Kloster half er in der Pfarre mit: bei Bällen, Festen, Messen. Die enge Verbindung zur Heimat zeigt auch, dass etwa 70 Menschen aus Oberwart zur Priesterweihe nach Wien kommen werden. Auf das Primizfest in der Heimat freuen sich viele jetzt schon. Matthias lacht viel, scherzt und wirkt generell sehr froh darüber, bald als Priester wirken zu können. "Im Urlaub möchte ich immer wieder nach Oberwart zurückkommen und Messen feiern." Dass er seit September in Eisenstadt als Diakon wirkt, freut ihn. "Ich wurde herzlich aufgenommen und fühle mich hier sehr wohl." Gemeinsam mit drei Priestern und einem Bruder seiner Gemeinschaft hilft er in vielen Bereichen der Seelsorge mit. Als Priester möchte er, "dass die Menschen, die Kirche als etwas Positives erleben, als etwas das Freude macht. Und den Glauben nicht als Zwang, sondern als etwas Sinnstiftendes." Aktuell bereitet er sich auf seine Priesterweihe am 25. Jänner (10 Uhr) in der Wiener Kalasantinerkirche vor. "Der Glaube macht das Leben schön", sagt er. "Ich will, dass das auch andere erfahren."
Priesterweihe: 25. Jänner 2020, 10 Uhr, Kalasantinerkirche (P. Schwartz-Gasse 10, 1150 Wien)
Primizmessen:
26. Jänner 2020, 9 Uhr, Eisenstädter Martinsdom
2. Feber 2020, 10 Uhr, Oberwart