
"Haus der Begegnung" feiert 50-Jahr-Jubiläum
1969 fand die feierliche Weihe und Eröffnung des Bildungshauses der Diözese Eisenstadt, das den Namen "Haus der Begegnung" (HdB) erhielt, statt – HdB-Direktor Engelbert Marakovits: "Eine offene Stätte der Begegnung zu sein ist das Kernanliegen unseres Hauses"
Eisenstadt – "In seiner langen Geschichte hatte dieses Haus eine Vielzahl unterschiedlichster Funktionen: Es war unter anderem Kloster, Schule, Gasthaus, Herberge für Wallfahrer oder Lazarett, um nur einige wenige zu nennen. Eines war und ist aber immer zentral: die Möglichkeit zur Begegnung, sei es der Menschen untereinander, des Menschen mit Gott oder des Menschen mit sich selbst. Stätte der Begegnung zu sein ist es, was die Tradition und die Zukunft dieses Hauses verbindet", so HdB-Direktor Marakovits.
Feierliche Eröffnung durch Bischof László
50 Jahre wird das "Haus der Begegnung" im November 2019. Am 11. November 1969, also im Rahmen des Martinsfestes, nahm der damalige Diözesanbischof Stefan László, die feierliche Weihe und Eröffnung des Bildungshauses unter dem Namen "Haus der Begegnung" vor. Das Haus selbst hat eine deutlich ältere Geschichte und wird Mitte des 18. Jahrhunderts als Franziskanerkloster am Berg gegründet.
Franziskanerkloster am Berg
1701 begann der von Fürst Paul I. Esterházy initiierte Bau des Kalvarienbergs in Eisenstadt, der sich zwischen dem Schloss und Kleinhöflein befindet. Bereits drei Jahre zuvor ließ der Fürst ein Pflegeheim errichten, in dem Franziskanerpatres und Laienbrüder untergebracht wurden, denen die Aufsicht der Bauarbeiten am Kalvarienberg übertragen wurde. Da unmittelbar mit der Fertigstellung des Kalvarienberges ein Pilgerstrom einsetzte, wurde das Pflegeheim in ein Kloster umgewandelt. Die Franziskaner hatten jedoch den Plan, ein neues, deutlich größeres Kloster zu bauen, ein Plan, der mit der Grundsteinlegung für das zweite Franziskanerkloster im Jahr 1758 realisiert wurde. Dieses zweite Franziskanerkloster am Berg ist das heutige "Haus der Begegnung".
Wirtshaus, Schule, Kaserne, Fuhrpark
Unter Joseph II. wurde das Kloster im Jahr 1787 im Zuge seiner religionspolitischen Maßnahmen aufgelöst und das durchaus beträchtliche Vermögen (ca. 65.000 Gulden) ging an den Religionsfonds. Das Gebäude diente Ende des 18. Jahrhunderts als Propsteigebäude, auch die Normalschule mit zwei Klassen sowie die Wohnung des Schulmeisters waren hier untergebracht. Zudem bot es Raum für ein herrschaftliches Wirtshaus ("Goldener Engel"). Während des Ersten Weltkriegs kamen in dem Haus Soldaten unter, nach dem Krieg – das Burgenland kam bekanntlich erst 1921/22 zu Österreich – besetzten vorübergehend Freischärler das spätere HdB. Der große Hof, der zunächst den Fuhrleuten der Wallfahrer als Abstellplatz ihrer Wägen diente, wurde nach dem Ersten Weltkrieg als Fuhrpark für Rettungsfahrzeuge genutzt.
Ein Haus mit schillernder Geschichte
1933 kam das Knabenseminar auf Initiative von Kardinal und Burgenland-Administrator Theodor Innitzer und seines Provikars, Propstpfarrer Josef Köller, in das Haus, in dem während der NS-Zeit ein vom nationalsozialistischen Regime geführtes Schülerheim untergebracht war. In der Nachkriegszeit errichteten die Sowjets in dem Haus eine Kulturabteilung und von 1946 bis 1950 war die Burgenländische Handelskammer hier eingemietet. Die Katholische Lehrerbildungsanstalt und auch die Feuerwehr trugen sich als Nutzer des späteren HdB in die schillernde Geschichte seines Gebäudes ein.
Diözesanes Bildungshaus kommt nach Eisenstadt
Schließlich ging das Gebäude im Jahr 1963 in den Besitz der Diözese Eisenstadt über, die ihr katholisches Bildungshaus, das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Potzneusiedl gegründet worden war und dann nach Forchtenau und vorübergehend nach Bad Sauerbrunn kam, in Eisenstadt ansiedeln wollte. Und so wurden 1967 die Adaptierungsarbeiten im Haus begonnen, das bereits zwei Jahre später als "Haus der Begegnung" feierlich eröffnet werden konnte.
Von Anfang an ein Ort der Begegnung
"Im Eisenstädter Haus der Begegnung sollte – so bereits die Grundidee von Bischof Stefan László – Dialog im weitesten Sinne ermöglicht und gelebt werden. Die wechselvolle Geschichte des Hauses zeigt, dass es von Anfang an ein ‚Haus der Begegnung‘ war, auch wenn es diesen Namen erst ausdrücklich seit 50 Jahren trägt. Den verantwortlichen Leitern des Hauses ist es seither gelungen, seine Tradition und seine Grundidee mit Leben zu erfüllen", sagt HdB-Direktor Engelbert Marakovits.
Breites Bildungsangebot
Seit seiner Gründung hat das HdB mehrere Renovierungsphasen erlebt, 2014 wurde es als Bildungs- und Kommunikationszentrum neu ausgerichtet. Von September bis Juni wird das HdB als Studierendenheim genutzt, in den Sommermonaten wird auf Hotelbetrieb umgestellt. Das umfassende Bildungsangebot des Hauses deckt sowohl religiös-theologische als auch gesellschaftswissenschaftliche Themenfelder ab. Bildungsschwerpunkte sind u.a. Sinn und Orientierung durch Glaube, Persönlichkeitsbildung und Wissen, Gesundheit und Kreativität, Gesellschaft und Leben, Schöpfungsverantwortung, regionale kirchliche Themen und immer wieder künstlerische und kulturelle Angebote von Ausstellungen bis hin zu Konzerten.
"Wir präsentieren uns als lernfreundlicher Bildungsraum mit einem Netzwerk an Möglichkeiten, von Seminarräumen über die Gastronomie bis zur Unterkunft. Das HdB ist eine Säule der katholischen Erwachsenenbildung im Burgenland. Zu den aktuellen Projekten gehören unter anderem das seit 2016 laufende Umweltforum Oberberg, das Filmprojekt ‚Orgellandschaft Oberberg‘ [siehe die aktuelle Medieninfo Filmprojekt würdigt einzigartige "Orgellandschaft Oberberg"; Anm.], das Projektforum ‚Religion und Philosophie: Kairos‘, ‚Klangkrone Oberberg‘ oder die Elternbildung im HdB", sagt Direktor Marakovits.