Martinsfest im Dom: Engagierte Laien als "Aushängeschilder einer menschenfreundlichen Kirche"
Großes Pontifikalamt mit Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics im Eisenstädter Martinsdom – Festprediger Hansjörg Hofer, Weihbischof von Salzburg: "Euer mächtiger Diözesan- und Landespatron ist ein echter Mystiker der Tat und Patron der Nächstenliebe" – Erstmals live-Stream-Übertragung der Messfeier aus dem Dom über die diözesane Homepage
Eisenstadt – "Ihr seid wirklich Aushängeschilder für eine menschenfreundliche Kirche": Mit diesen Worten richtete sich der Festprediger des großen Martinsfestes im Eisenstädter Dom, Weihbischof Hansjörg Hofer, an die zahlreichen Pfarrgemeinderätinnen und -räte, die an dem von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zelebrierten Pontifikalamt am Samstag teilnahmen.
"Ihr, liebe Pfarrgemeinderäte, seid für mich der beste Beweis dafür, dass es mit der Kirche tatsächlich gut weitergeht! Euer Einsatz, euer Idealismus, eure Kompetenz lassen uns mutig vorwärts gehen", so der Weihbischof wörtlich.
Burgenland feiert Martini
Diözesanbischof Zsifkovics konnte in seiner Begrüßung zahlreiche Priester, Diakone und Ordensleute sowie prominente Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben zum Martinsfest begrüßen, darunter Landeshauptmann Hans Niessl und den Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner. In ökumenischer Verbundenheit begrüßte der Bischof den evangelischen Superintendenten des Burgenlandes, Manfred Koch, sowie Abt Paisios, der in Vertretung des orthodoxen Metropoliten Arsenios Kardamakis am Martinsfest teilnahm. Die Malteser-Ritter und die Grabesritter waren ebenso vertreten wie Abordnungen des Landespolizeikommandos, des Bundesheeres sowie der Rettungs- und Hilfsorganisationen. Die Vertreter der burgenländischen Volksgruppen begrüßte der Bischof in ihren jeweiligen Sprachen, also auf Kroatisch, Ungarisch und in Romanes.
Martin als Mutmacher
Als einen großen Mutmacher und Leitstern kam der Weihbischof von Salzburg auf den heiligen Martin zu sprechen. Dieser schärfe wie kaum ein anderer die Blickrichtungen für ein gelingendes Leben. Martin sei ein großer Motivator für den "dankbaren Blick zu den Wurzeln unseres Glaubens", der sich in einem Schlüssel- und Berufungserlebnis verdichten kann – wie die Mantelteilung mit dem armen Bettler "für Martin ein entscheidendes Schlüsselerlebnis seiner Berufungsgeschichte gewesen ist", so Weihbischof Hofer, der von Bischof Zsifkovics "als Zeichen der guten Wünsche" der Diözese Eisenstadt ein besonderes Kreuz, das Christus und den Martinsdom zeigt und auf eine "dienende, missionarische und solidarische Kirche" verweist, erhielt.
Gottesbeziehung als "Triebfeder jeder echten Kirchenreform"
Gleichzeitig erinnere Martinus an die Bedeutung des "gläubigen, aufwärts gerichteten Blickes. Denn ohne eine starke, persönliche und herzhafte Beziehung zu Christus wäre der Glaube nur eine Fassade. In der Nacht nach dem Mantelerlebnis hat Martin im armen Bettler Christus erkannt." Dieser Blick aufwärts dürfe nicht vergessen, verdrängt oder verstellt werden durch die zunehmende Tendenz einer "schleichenden Gleichgültigkeit Gott gegenüber". Ein Leben als "Teilzeit-Christ" sei Martin fremd gewesen. Von ihm könne man somit die Wichtigkeit einer "tragfähigen Gottesbeziehung als eigentliche Kraft und Triebfeder für eine echte Reform in der Kirche" lernen, wie Weihbischof Hofer betonte.
Dank für tatkräftige Nächstenliebe in der Flüchtlingskrise
Neben dem dankbaren Blick auf die eigenen Wurzeln und dem gläubigen Blick aufwärts schärfe Martin auch den "liebenden Blick seitwärts": Martin sei der "große Patron der Nächstenliebe", der verdeutlicht habe, dass sich Liebe nicht in Worten erschöpfe, sondern immer auch der konkreten Tat bedürfe. "Diese ganz konkrete, tatkräftige Liebe habt ihr im Burgenland und in der Diözese Eisenstadt am Höhepunkt der Fluchtbewegung sehr deutlich und glaubhaft unter Beweis gestellt zum Wohle so vieler Hilfesuchender", so der Festprediger im Rahmen des Martini-Pontifikalamtes. Martin, das sei ein echter und großer "Mystiker der Tat" gewesen. Von ihm könne und müsse man lernen, dass "dieser liebende Blick seitwärts die Kirche glaubwürdig macht".
Pfarre lebt von Menschen, die "mitbauen"
Und nicht zuletzt sei Martinus ein Leitstern für einen offenen, unerschrockenen Umgang mit dem Neuen und Zukünftigen, also für einen "mutigen Blick vorwärts". Bei allen Unsicherheiten und offenen Fragen, die die Zukunft mit sich bringe, zeigte sich Weihbischof Hofer betont optimistisch. Und dafür führte er ausdrücklich das Engagement der Pfarrgemeinderätinnen und -räte an: "Eine Pfarre lebt immer von Menschen, die sich zur Verfügung stellen und die bereit sind, mitzubauen an der Kirche aus lebendigen Steinen! Es kommt tatsächlich immer auf den sprichwörtlich nächsten Schritt an!", so die ermutigenden Worte des Weihbischofs.
Live-Stream auf www.martinus.at: "Martin wäre begeistert"
Erstmals wurde mit dem großen Martini-Pontifikalamt eine Messfeier aus dem Eisenstädter Dom live über die Homepage der Diözese Eisenstadt – www.martinus.at – übertragen. Mit diesem live-Stream, der künftig bei großen Feierlichkeiten regelmäßig zum Einsatz kommen soll, wird all jenen die Möglichkeit zum Mitfeiern und zur Teilnahme am kirchlichen Leben geboten, die nicht selbst vor Ort sein können. Bischof Zsifkovics: "Was hätte wohl der heilige Martin vor 1700 Jahren dazu gesagt? Ich denke, unser Diözesan- und Landespatron, der bereits zu Lebzeiten so viele Menschen in seinen Bann gezogen hat, wäre davon begeistert, dass heute über die Grenzen des Raumes hinweg so viele Menschen miteinander die hl. Messe feiern." Für die festliche musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes sorgte die Dommusik St. Martin. Im Anschluss an das Pontifikalamt wurde das Martinskipfer geteilt und zu einer Agape geladen.