Natur und Umwelt 03/2020
Um Biodiversität und Artenvielfalt zu erhalten, beziehungsweise auch zu fördern, kann jeder Einzelne etwas beitragen.
Jeder, der einen Garten hat, einen Grünstreifen vor dem Haus – und wenn diese noch so klein sind – kann diese so gestalten und pflegen, dass eine Vielfalt von Arten leben und existieren kann. Der Grünstreifen vor dem Haus kann als artenreiche Wiese angelegt und muss nicht als kurz geschorener Rasen gepflegt werden. Nicht nur, dass dabei ein Beitrag zur Artenvielfalt geleistet wird, erspart man sich Kosten, wenn dieser Wiesenstreifen nur maximal zweimal im Jahr gemäht werden muss. Ebenso kann man es halten, wenn man seinen Garten im und um das Haus als Obstgarten mit hochstämmigen Bäumen und einer Blumenwiese darunter anlegt und als solche behandelt. Noch mehr Natur im Garten ist mit einer artenreichen Hecke als Begrenzung, mit Wild- und Beerensträuchern, einem Gemüsegarten und vielfältigen Blumenbeeten leicht machbar. Ein naturbelassener Schwimmteich anstatt eines Swimmingpools gibt dem Ganzen eine besondere Note.
Insgesamt erfordert das weniger Arbeit und Pflege, man fördert die Artenvielfalt und als Belohnung bekommt man dazu noch erlebnisreiche Momente geliefert. Die Bienen, Hummeln, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge, die zahlreich die Blumen und blühenden Kräuter besuchen, erfreuen das Auge.
Eidechsen sonnen sich auf Natursteinmauern, allerei Vögel nisten in den Bäumen und Sträuchern und singen jeden Morgen ihre Lieder. Die Libellen ziehen ihre kunstvollen Flugkreise über dem Wasser, zwischen den Seerosen im Schwimmteich sonnen sich die Frösche und stimmen ihr Konzert zur Abenddämmerung an, wobei die Fledermäuse nach Fluginsekten haschen und die kleine Ringelnatter ihr Nachtversteck aufsucht. Und als Höhepunkt des Naturtheaters im Garten stürzt sich der Eisvogel vom Ast des Baums ins Wasser des Teichs und holt sich einen Wasserkäfer zur Mahlzeit.
Was kann schöner, erholsamer und befriedigender sein, als dieses Schauspiel Tag für Tag zu erleben, wenn man müde und abgekämpft von der Arbeit in sein Haus und seinen Garten zurückkehrt?!
Und das alles ist völlig gratis zu bekommen, wenn man es zulässt, dass eine Vielfalt von Arten Mitbewohner in seinem eigenen Garten sein darf.
Doch ist es oft nicht ganz anders? Es liegt an uns selbst, indem wir dies zulassen und fördern. Ein Spruch von Lew N. Tolstoi kann das Szenario verdeutlichen:
„Wir zerstören Millionen Blüten, um Schlösser zu errichten, dabei ist eine einzige Distelblüte wertvoller als tausend Schlösser.“ Dem soll nichts hinzugefügt wer den, meint Ihr
Hermann Frühstück
Landesleiter Naturschutzorgane Burgenland