I. STADTGESCHICHTE
1. Ur- und Frühgeschichte
Befunde belegen, dass bereits in der Jungsteinzeit (ca. 4000 – 1800 v. Chr.) das Gebiet der heutigen Stadt Rust besiedelt war. Die schönsten Steinzeitfunde vom Neusiedler See stammen aus dieser Gegend. Bei diesen Funden handelt es sich vor allem um Steingeräte und Keramikbruchstücke, die aus einer Besiedlung des ausgetrockneten Beckens am Ende der jüngeren Steinzeit, der Badener Kultur, stammen. Es wurde ebenfalls eine Siedlungsstelle der frühbronzezeitlichen Wieselburger Kultur (ca. 1800 – 800 v. Chr.) entdeckt. Die Funde dieser Epoche befinden sich im Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt.
Die Hallstattzeit (ca. 800 – 400 v.Chr.) ist besser nachzuweisen. Reichverzierte Gefäßbruchstücke aus dieser Zeit sind in der Sammlung Storno in Ödenburg aufbewahrt. Das Burgenländische Landesmuseum beherbergt ebenfalls eine große Menge Keramikbruchstücke, Tongefäße, Mondidolfragmente, Webstuhlgewichte, Spinnwirtel und Reibsteine. Diese Zeit kann durch verschiedene Siedlungen belegt werden.
Die Keltenzeit (ca. 600 – 400 v. Chr.) ist nur mit einem Grab nachzuweisen, das 1926 an der Straße nach Mörbisch freigelegt wurde; erhalten blieb bloß eine schön verzierte Bronzefibel. Aus dieser Zeit gibt es nur wenig Keramikbruchstücke als Streufunde aus dem Gemeindegebiet.
Zwischen den Jahren 12 und 9 vor unserer Zeitrechnung schob Kaiser Augustus die Grenzen des Römerreiches bis zur Donau vor und fügte bald danach das heutige Burgenland und Westungarn als Provinz Pannonien dem Reiche an. So wurde Rust mit dieser Unterwerfung der Donauländer durch die Römer ein Teil der Provinz
Pannonien, die sich vom Alpenostrand bis zum Donauknie in Ungarn erstreckte. Neben vielen Orten zwischen Ödenburg und Carnuntum wurde auch Rust als „Ulmo“ der Tabula Peutingeriana identifiziert. Zu einer derartigen Gleichsetzung verleitet auch der ungarische Name „Szil“ oder „Szilfa“ – Ulmenbaum. Nach den letzten Forschungen ist anzunehmen, dass „Ulmo“ nördlich von Winden liegt.
Erst im 5. Jh. N. Chr. ging Pannonien unter Kaiser Honorius durch den Zerfall Westroms verloren. In diesen vier Jahrhunderten verwandelte die römische Kultur und Zivilisation das Aussehen des südlich der Donau gelegenen Gebietes von Grund auf. Durch unser Gebiet führte die Bernsteinstraße, und Villen mit Mosaikschmuck wurden errichtet. Auf fest gebauten Straßen brachten römische Legionen städtische Lebensform zu den bäuerlichen Wohngebieten der Illyrer und Kelten. Aus dieser Zeit sind nur die Begräbnisstätten erhalten geblieben. Ein römischer Friedhof des 1. und 4. Jh.s befand sich nördlich der Stadt Rust. Das Grabungsgut gibt ein anschauliches Bild der damaligen Lebensformen. Aus der Fülle der Beigaben seien erwähnt: Tränengläser, Schmuckringe, Armbänder, Fibeln, Schnallen, aber auch Gefäßreste aus der Hallstattzeit.
Funde aus der Römerzeit befinden sich im Ödenburger Museum und, aus der Sammlung Sandor Wolf, im Burgenländischen Landesmuseum.
2. Mittelalter und Neuzeit
Den wiederholten Einfällen der Barbaren und dem durch die Völkerwanderung ausgelösten ständigen Druck auf den Limes vermochte das Römerreich seit Ende des 4. Jh.s nicht mehr standzuhalten. Die mit den Hunnen einsetzende Völkerwanderungswelle ergoss sich auch über unser Land.
Sie hinterließen nur spärliche archäologische Spuren. Um 500 folgten die Langobarden, die dann südwärts weiterzogen, um in Norditalien einen eigenen Staat zu gründen. Zwei Jahrhunderte lang gehörte unser Land zum Awarenreich.
Die bewegte Völkerwanderungszeit (4. – 8. Jh. n. Chr.) wurde durch das Großreich im Westen, das Reich Karl des Großen, beendet. Ihm gelang es um 800, die Macht der Awaren zu brechen und Westungarn nach ihrer Vertreibung als äußere Provinz seinem Reich einzugliedern. Das Frankenreich war um 800 bis zum Raabfluss vorgedrungen.
Die eroberten Gebiete wurden in Komitate – Grafschaften – eingeteilt und so in eine festgefügte Staatsverwaltung umgeformt. Der König als oberster Lehensherr verteilte Grund und Boden der eroberten Ortsteile als Lehen an die Kirchen und an weltliche Geschlechter. So wurde auch das Restgut aus der Römerzeit an die Kirche übertragen, so dass die Fischerkirche und der Grund der vermuteten Römersiedlung seit über 1000 Jahren im Eigentum der Ruster Kirche sind. Die straffe Organisation der Ostprovinz ermöglichte die Konsolidierung durch deutsche Einwanderer aus dem Westen und durch die Einführung des Christentums.
Mit der letzten Wanderungswelle trafen 896 die von den Petschenegen westwärts gedrängten Magyaren unter ihrem Großfürsten Arpad über die Karpaten und über die Tiefebene im einstigen Pannonien ein und eroberten es. So wurde um 900 der friedlichen Aufbauarbeit des Frankenreiches durch die Magyaren ein Ende gesetzt. In Anlehnung an das Vorbild des fränkischen Reiches wurde unter König Stephan (995 – 1039) das Land abermals in Komitate (Grafschaften) mit eingestreuten Bistümern eingeteilt. In dieser Staatsform ist das spätere ungarische Wahlkönigtum im Gegensatz zum früheren Erbkönigtum verankert. 1317 hören wir, dass der ungarische König Karl Robert I. v. Anjou-Neapel den erbenlosen Besitzt von Rust seinem Anhänger Desew von Heydreh, einem Zweig der mächtigen Güssinger, übergab. Durch Heirat kam Ende des 14. Jh.s Rust an die Grafen von St. Georgen-Bösing, die es an die Herrschaft Ungarisch-Altenburg anschlossen. Diese bemühten sich, den berühmten Ort wegen seines Weinbaues zu fördern. 1470 wurde Rust zum Markt erhoben. 1479 bestätigte Mathias Corvinus die Weinausfuhrprivilegien für diesen Ort. Schon 1435 wurde der Dorfrichter bereits „Graff“ der Grundherrschaft genannt.
Ludwig II., König von Böhmen und Ungarn, hat 1523 die Herrschaft Ungarisch-Altenburg seiner Gattin Maria übergeben. Da er 1526 in der Schlacht bei Mohacs fiel, gelangte Rust in den Besitz der Habsburger. Wiederholt verpfändeten die Kaiser die reiche Herrschaft, bis die Bürger von Rust – reich geworden durch ihren Qualitätswein – 1649 selbst die Pfandsumme erlegten und sich damit weitgehend Selbstverwaltung und Autonomie erkauften. Schließlich erhob Leopold I. den Marktort auf dem Ödenburger Reichstag 1681 zur königlichen Freistadt.
Das Wappen wurde gekrönt.
Graf Peter von St. Georgen-Bösing hat im Jahre 1512 – nach Verheerungen in der Landseer Fehde 1511 – für Rust das Recht der Befestigung erwirkt. Der Ort wurde mit einem System von Wällen, Gräben und Palisaden und teilweise mit Bauten umgeben. 1614 ersetzte man diese Befestigung durch solide Ringmauern mit drei Stadttoren.
Auch die romanisch-gotische Fischerkirche gehörte ins Verteidigungskonzept, ebenso dann die 1649 – 1651 von der evangelischen Bürgerschaft erbaute Pfarrkirche. 1674 wurde diese Kirche auf Grund einer kaiserlichen Verfügung den Katholiken übergeben. Die dritte Kirche ist die 1784 – 1785 erbaute neue evangelische Kirche. Josef II. ermöglichte den Neubau der dritten Kirche, die ohne Turm in einem Garten gebaut werden musste. 1896 erhält die typische Toleranzkirche einen repräsentativen neubarocken Turm.
Dem in Baden bei Wien lebenden Freiherrn Anton Ferdinand Johann von Wetzelsberg (1795 – 1846) verdanken wir eine aquarellierte Bleistiftzeichnung, die künstlerisch etwas trocken wirkt, doch in ihrer Exaktheit ortsgeschichtlich und topographisch außerordentlich interessant ist.
II. BAUGESCHICHTE
Auf den Bauresten eines römischen Wachtturmes – das erste Bauwerk auf Ruster Altstadtboden – war im 12. Jh. eine romanische Kirche mit den Ausmaßen sechs zu elf Metern in West-Ost-Erstreckung errichtet worden. Diesen baulichen Zusammenhang beweisen römische Dachziegel im Mauerwerk der romanischen Kirche, die später unter Verwendung der romanischen Mauerteile zur gotischen Kirche um- und ausgebaut wurde. Diese ehemalige Pfarrkirche des hl. Pankratius und des hl. Ägidius, genannt die Fischerkirche, liegt in der Südwestecke der Stadt auf einer Anhöhe, umgeben von einem aufgelassenen Friedhof und einer Wehrmauer. Sie besteht aus zwei gotischen Chören und einem quergestellten spätgotischen Schiff mit steilem Giebeldach und dem Rest eines Turmes, der vor der Westfassade steht.
Die aquarellierte Bleistiftzeichnung des Freiherrn von Wetzelsberg zeigt den Turm der Fischerkirche als niedriges, stabiles Bauwerk, das den First des angeschlossenen Kirchendaches nur mit dem barocken Helm überragte. Der unerwartete Einsturz des Turmes im Jahre 1879 lässt eine brüchige Nahtstelle am Zusammenbau des Turmes oder einen bautechnischen Mangel am festgefügten Mauerwerk vermuten. Durch den überdachten, beiderseits mit Stützmauern gefestigten Turmstumpf führt der Kircheneingang der romanischen Urkirche in das Innere des Kirchengebäudes.
Von der romanischen Kirche des 12. Jh.s stehen der nördliche Teil der Westmauer bis zur Naht, die Nordmauer bis zum Ansatz des Pankratiuschores und die Fundamente einer Rundapsis, die 1953 im Boden des Chores ausgegraben wurde.
In der zweiten Hälfte des 13. Jh.s wurde eine Kapelle (Marienkapelle) als selbständiger Bau südlich der romanischen Apsis errichtet. Die Legende berichtet, dass Königin Maria von Ungarn, die Tochter Ludwigs des Großen, bei einer Bootsfahrt auf dem Neusiedler See in äußerste Lebensgefahr gekommen sei. Zum Dank für die Errettung aus Seenot durch Fischer von Rust stiftete sie die Kapelle mit Altar und Benefizium des hl. Nikolaus.
Um 1400 wurde die romanische Apsis abgetragen und der gotische Pankratiuschor angebaut. Dieser Chor ist um 1529 (?) ausgebrannt. Im ersten Viertel des 16. Jh.s wurde die Südmauer der romanischen Kirche abgetragen, und das Kirchenschiff mit der Marienkapelle unter Benützung der romanischen Mauern durch ein Querschiff verbunden. 1563 wurde die Nordsakristei gebaut, und im Jahre 1570 noch die Orgelempore eingezogen, die auf einer gedrehten Steinsäule ruht. Seither wurde der Innenraum architektonisch nicht mehr verändert. Der gotische Turm wurde 1529 zerstört, dann 1575 erneuert und im Jahr 1719 mit Stützpfeilern und einem Zwiebelturm versehen.
1879 stürzt er ein und wurde seither nicht mehr aufgebaut.
Im vergangenen Jahrhundert wurde durch den aus Preßburg stammenden Günser Historiker Floris F. Romer im Pankratiuschor Spuren von Fresken entdeckt. Aber der dreiteilige Kirchenraum blieb - mit Ausnahme der Marienkapelle, in der 1938 der akademische Maler Alfred Lauer die Fresken zum Großteil freigelegt hatte – bis 1949 mit einer Weißkalkschicht übertüncht.
Von 1949 – 1953 fand die Freilegung der Fresken statt.
Außen wurde die Kirche 1962 renoviert. Die Restaurierung der Wehranlagen fand 1963 und 1964 statt. Die Innenrestaurierung und die Sanierung der Fresken wurden 1988- 1997 durchgeführt.
III. BAUBESCHREIBUNG Kirchhof
Der Zugang führt über Stiegen von Osten in den Kirchhof. In der 1512 bis 1515 errichteten Wehrmauer befinden sich 13 mittelalterliche grobe Schießscharten. In der Nordwestecke sind noch die Balkenlöcher eines ehemaligen Wehrganges erkennbar. In der Ringmauer sind auch Spolien vom ehemaligen Turm eingebaut, u.a. ist eine Konsole rechts vom Portal erkennbar. Außerdem sind die Initialen, Steinmetzzeichen, Jahreszahlen und Grabsteinfragmente zu sehen.
Außenbau
Die Westfront der Kirche ist mit drei kleinen Spitzbogenfenstern (neu) versehen, im Giebel bezeichnet mit 1879. Über den mächtigen Stützpfeilern am stehengebliebenen Turmuntergeschoß befindet sich ein flacher Giebel, in der Süd- und Nordfront ist je ein flachspitzbogiges Fenster mit Rautenmaßwerk angebracht.
An der Marienkapelle ist ein Stiegenabgang zur Beingruft, einem kleinen Raum mit Bandrippengewölbe. Die Apsis des Pankratiuschores gliedern einfach gestufte Strebepfeiler, wobei der südliche Pfeiler mit der Stirnwand der Marienkapelle durch einen Schwibbogen verbunden ist. An dieser Apsis sind drei Spitzbogenfenster mit Maßwerk und ein südliches Rundfenster angebracht. Zwei Schießscharten befinden sich im Sakristeidachgeschoß und drei im Obergeschoß des Turmstumpfes.
Innenraum
Die Marienkapelle ist ein fast quadratischer Raum mit der Apsis im 3/8-Schluss. Das sechsstrahlige Sterngewölbe aus einfach profilierten Rippen zwischen Kappen mündet in einer Schlusssteinrosette (Augsburger Rose des 16. Jh.s).
In der Stirnwand befindet sich ein schmales gotisches Fenster, in der Südwand ein hochsitzendes Spitzbogenfenster, beide mit tiefer, schräger Leibung. In die Südmauer ist eine kielbogige Session eingelassen. Die Kapelle ist – wie die ganze Fischerkirche – mit einem alten Ziegelpflaster ausgelegt. Der aus dem 14. Jh. stammende
Pankratiuschor wurde mit einem Joch und 5/8-Schluss, Kreuzrippengewölbe und Maßwerkfenstern ausgebaut. Die Nordwand ziert ein Sakramentshäuschen mit Fialen und Kreuzblume und ein gotisches Rosettengitter. An der Nordwand ist eine spitzbogige Session mit gekehltem Rahmen und an der Südwand eine Doppelsession angebracht. Der Sturz des Sakristeiportals ist mit einer Lutherrose und mit den Jahreszahlen 1563, MS 1719, 1810 und 1953 versehen. Im gotischen Chorpflaster ist die romanische Apsis durch alte Ziegellagen kenntlich gemacht. Einzelne Ziegel sind mit Wappenstempeln versehen (u.a. der Grafen von St. Georgen und Bösing).
Das Querschiff besteht aus zwei rechteckigen Jochen und hat ein Kreuzgewölbe mit gekehlten Rippen sowie einer zusätzlichen Scheitelrippe mit Ring und Raute. Die Rippen werden durch wappenförmige Schlusssteine abgeschlossen.
Die zweiachsige Empore ruht über zwei flachen Bogen auf einer gedrehten Säule. Die Empore besteht aus zwei Kreuzgewölben mit zweifach gekehlten Rippen, das linke Kragbogenportal führt zur Emporenstiege. An der in Felder geteilten Brüstung befindet sich ein Spielpodest, bezeichnet mit 1570. Unter der Empore ist an der Westwand ein Steinsockel mit Radkreuzen und Vierpässen (romanisch?) angebracht. Das Westportal zur Turmvorhalle besitzt Reste von profiliertem Gewände. Eine gotische Tür mit Beschlägen und Riegelschloß befindet sich am Eingang der Kirche.
IV. AUSSTATTUNG Wandmalerei
Der bedeutendste und reichhaltigste mittelalterliche Freskenbestand des Burgenlandes war weiß übertüncht und wurde erst 1938 entdeckt. An der Nordwand des Kirchenschiffes (Querhaus) befindet sich ein Rest von romanischen Fresken aus dem 12. Jh., Madonna mit Kind (schwer erkennbar) und oberhalb eine Kreuzigung (?) aus dem 14. Jh.
In der Marienkapelle stammen noch aus dem 4. Viertel des
13. Jh.s. die Rippen mit roter Ornamentierung und gelben Sternen auf blauen Grund in den Gewölbezwickeln. In der Leibung des Apsisstirnfensters ist eine Darstellung der hl.
Katharina und der hl. Magdalena zu sehen. Über dem Südostfenster ist noch ein Rest einer Kreuztragung zu erkennen, in der Leibung links ein segnender Mönch mit Bettler? (Umrisszeichnung), in der rechten Leibung ist eine betende Frau mit Witwenschleier dargestellt (Königin Mario von Ungarn, gestorben 1270?). An der Südwand werden vier stehende Apostel von der mit Blumengirlanden bemalten Session überschnitten. In der Session ist eine Bischofsdarstellung mit dem Rest eines Spruchbandes erkennbar (hl. Nikolaus?).
Der Pankratiuschor hat ornamental bemalte Rippen und Sessionsrahmen und im Gewölbe einen Sternenhimmel.
Hier sind fünf Maler unterscheidbar:
- Aus der Zeit vor 1436 stammt das Jüngste Gericht am Triumphbogen und Reste an der Nordwand. Im Bogenfeld oberhalb der Sakristeitür befinden sich eine Marienkrönung und im Streifen darunter vier Passionsszenen: Ölberg, Judaskuss, Gericht und Geißelung.
- An der nördlichen Apsiswand ist oberhalb der Sakramentsnische ein Schweißtuch mit Christuskopf zwischen der hl. Barbara und der hl. Katharina dargestellt. Im Bogenfeld ist eine thronende Prophetenfigur zu sehen.
- Darunter, links von der Sakramentsnische, deren Maßwerk bemalt ist, ist das Martyrium des hl. Achatius dargestellt. Nach den persischen Märtyrerakten wurde Achatius als Anführer von 10.000 Soldaten unter Kaiser Hadrian (117-138) vom Berg Ararat gestürzt. Er wird zu den 14 Nothelfern gezählt. Der Künstler hat ihn hier als jugendlichen Heiligen mit Gloriole gemalt, umgeben von vier Leidensgefährten. Rechts von der Sakramentsnische ist eines der beliebtesten Bildmotive der mittelalterlichen Malerei, der Tod Mariens, dargestellt. Die kniend sterbende Gottesmutter wird von den Aposteln mit Anteilnahme umgeben. Ihre Seele wird in Gestalt eines kleinen Kinders von Christus in den Himmel aufgenommen. Die Wandfläche darunter ist deutliche geschwärzt, was wahrscheinlich auf den Brand von 1529 (Zeit der ersten Türkenbelagerung Wiens!) zurückzuführen ist.
- Um die drei Apsisfenster sind Blumenranken, darunter Streifen mit Apostelmedaillons, die nur zum Teil erhalten sind. Die Maler 2, 3 und 4 waren in den zweiten Hälften des 15. Jh.s tätig.
- Die ursprünglich relieffierten Scheibenschlußsteine wurden später bemalt. Auf dem westlichen Schlussstein sind ein Rebmesser und eine Weingartenhaue dargestellt (Zunftzeichen der Winzer), im östlichen Schlussstein gekreuzte Fische (Zunftzeichen der Fischer), die mit der Jahreszahl 1515 versehen sind. In den Gewölben des Querschiffes ist eine reiche Dekoration mit Akanthusranken, Weinstöcken, Früchten und mit Fischen im Seekraut sichtbar sowie ein Männlein im Weinstock, das mit einem Rebmesser eine Traube abschneidet. Diese rein dekorative Ausmalung mit der eingeritzten Jahreszahl 1526 stammt von einem evangelischen Kirchenmaler, womit verständlich ist, dass hier auf eine Heiligendarstellung verzichtet wurde. Von den fünf Schlusssteinschildern sind drei zu erkennen. In einem ist ein Löwe in rotem Feld dargestellt, im anderen der Wappenstern der Grafen von Bösing und im dritten ein österreichischer Bindenschild.
Glasmalerei
Die einzigen gotischen Glasmalereien befinden sich in den Zwickeln des Pankratiuschorfensters. In diesen Resten von gotischen Scheiben sind erkennbar: Blumen, ein Männerkopf und Kronen. Im Südostfenster der Marienkapelle ist der Rest einer Scheibe mit einem Engelkopf vorhanden.
Einrichtung
Der Hochaltar im Pankratiuschor ist frühbarock, die Jahreszahl 1642 findet sich in der Predella. Er besteht aus einer zweigeschossigen Rahmenarchitektur mit seitlich angesetzten Ranken. Das Altarbild stellt eine Kreuzigung mit Maria Magdalena und Johannes dar. Das Aufsatzbild zeigt den auferstehenden Christus. Die Seitenfiguren sind die hll. Pankratius und Ägidius.
An der Südmauer des Pankratiuschores befindet sich der Drei-Heiligen-Altar. Es ist ein spätgotischer Figurenschrein mit einem frühbarocken Aufbau, bezeichnet 1634. In der segmentbogigen Nische sind der hl. Florian, die hl. Ursula und die hl. Katharina dargestellt (um 1500). In der Predella zwischen den Bildern der hll. Petrus und Paulus ist die Renovierungsinschrift von 1634 und 1733 erkennbar. Im frühbarocken Aufbau mit Sprenggiebeln ist eine Darstellung der Immaculata zu sehen.
Im Boden des Pankratiuschores sind zwei Grabplatten mit Wappen aus der 2. Hälfte des 18. Jh.s. angebracht (Jahreszahl 1770).
Im Querschiff zwischen Marienkapelle und Pankratiuschor ist der Marienaltar (Verkündigungsaltar) aufgestellt, der sich früher in der Marienkapelle befand. Er ist ein Nischenaltar mit seitlich vorgezogenen umrankten Säulen, mit einem Relief der Verkündigung. Die beiden Seitenfiguren stellen die hll. Rochus und Barbara dar.
Im Querschiff befindet sich auch eine Kanzel aus Stein um 1500 mit Blumenmalerei von 1800. Auf der Empore ist ein Orgelpositiv, bezeichnet 1705, die Flügel mit der Jahreszahl 1707. An der Rückwand der Empore ist ein Ölbild mit der Darstellung des hl. Dominikus vor der Madonna angebracht, bezeichnet Stephan Dorfmeister, pinxit 1780. Wie auch das zweite Rosenkranzgemälde auf der Empore erinnert es an die 1687 in Rust gegründete Rosenkranzbruderschaft.
An der Südwand des Querschiffes ist ein hölzernes Wandepitaph für den 1575 verstorbenen Schulmeister Thomas Frosch befestigt. Eine Kreuzigung, Bibelsprüche und lateinische Versinschriften bilden den Inhalt des Epitaphs. Ebenfalls an der Südmauer des Querschiffes befindet sich ein steinernes Epitaph für Ludovicus Josephus von Dickveiler aus dem Jahre 1732 mit Wappen und Kreuzigungsrelief.
Auf der Altarmensa der Marienkapelle ist eine steinerne Pieta aus dem 15. Jh. zu sehen, die früher auf einer Konsole an der westlichen Außenwand angebracht war und 1962 versetzt wurde. Links neben dem Altar steht auf einer toskanischen Steinsäule (bez. 1631) eine farbig gefasste spätgotische Marienskulptur (sog. Mondsichelmadonna, um 1450)
V. WÜRDIGUNG
Das Altstadtensemble der Freistadt Rust am See wird jährlich von Tausenden von Touristen bewundert.
Staatsbesuche werden von der Österreichischen Bundesregierung immer wieder zu einer Besichtigung von Rust eingeladen und für die Burgenländische Landesregierung ist es obligat, offizielle Besuche nach Rust zu führe. Zu Recht wurde im Frühjahr des Jahres 1971 die Altstadt der Freistadt Rust als erste Stadt Österreichs im Sinne der Haager Kulturgüterkonvention unter Schutz gestellt. Die blau-weißen Embleme, die an den Häusern des malerischen Altstadtensembles angebracht wurden, sind hoffentlich Ausdruck ernsten Willens, dass kein Barbarismus jeglicher Art Werk der Zerstörung inszeniert, wie wir es in unserem Nachbarland leider sehen müssen.
Das Juwel dieses Altstadtensembles, das im Jahre 1975 zu
Modellstadt der Europäischen Denkmalpflege erhoben wurde, ist sicherlich die Fischerkirche. Sie ist nicht nur die größte kunsthistorische Kostbarkeit der Freistadt Rust, sondern auch das bedeutendste Denkmal mittelalterlicher Kunst des Burgenlandes. Die Wandmalereien der Ruster Fischerkirche stellen den reichhaltigsten mittelalterlichen Freskenbestand des Burgenlandes dar und prägen, zusammen mit der harmonischen Architektur, die eindrucksvolle Stimmung dieses Sakralraumes