Meine BERUF-ung
Ich und meine Berufungserfahrung als Ordensschwester.
Dabei berufe ich mich auf drei Sätze aus der Heiligen Schrift aus dem Buch Jesaja.
Es ist die Stelle:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;
du bist mein!
Fürchte dich nicht, …
Im Jahr 1987, als ich zehn Jahre alt war, wurden wir Kinder auf das Sakrament der Erstkommunion vorbereitet. Das Wirken der frommen Katechetin Sr. Clara hat mich so sehr berührt, dass in mir das erste Mal der Gedanke reifte, eine Ordensfrau zu werden. Wir waren über 70 Kinder, die sich auf die Erstkommunion vorbereitet haben. Sie erzählte uns mit Begeisterung und voller Überzeugung über Jesus. Ich wünschte damals wie Schwester Clara zu werden, wusste aber nicht, wie das gehen würde.
Mit 15 Jahren beendete ich die Hauptschule, und meine Eltern hatten vor, mich ins Internat zum Studieren zu schicken. Plötzlich spürte ich wieder diese Sehnsucht, wie Schwester Clara werden zu wollen. Ich erzählte meinen Wunsch meiner Mutter, doch sie widersprach mir sofort. Jeder aus meiner Familie sagte:“ NEIN, das Ordensleben ist nichts für dich. Du schaffst es sicher nicht. Du bist ja nicht einmal gerne beim Familiengebet dabei (während des täglichen Familiengebetes bin ich oft eingeschlafen, da das Gebet eine Stunde und meistens noch länger gedauert hat) Mama meinte:“ Da muss man fromm und ruhig sein. Das bist du doch nicht.“ Sie zählte mehrere Fakten auf, die dagegensprachen.
Doch ich spürte Gott mir sagen „Fürchte dich nicht!“ Da ging ich meiner Sehnsucht nach. So schrieb ich im Geheimen den Schwestern, dass ich Nonne werden möchte. Nach zwei Wochen bekam ich eine positive Nachricht, und so trat ich im Juni 1992 ins Kloster ein.
Meine persönliche Erfahrung ist also, dass Gott nicht die braven, klugen, frommen und ruhigen Menschen sucht. Paulus schreibt so schön: “Und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, dass er zu Schanden mache, was stark ist“ und er sagt weiter: „Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“ Ja, ich spüre, meine Berufung ist ein Geschenk des Himmels und eine große Gnade Gottes.
Der zweite Satz: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen…
Gott rief dich und mich beim Namen. Ich bin sicher, dass Gott uns alle persönlich kennt und unser Leben sehr gut geplant hat. Meine Zeit im Noviziat verging sehr schnell. Am 5. Mai 1998 legte ich froh und glücklich die Gelübde ab, um Jesus mit voller Hingabe zu folgen in der Kongregation der Schwestern des Hl. Joseph. Ich war überglücklich.
Wenn man zu Jesus, bzw. Gott einmal „Ja“ sagt, dann gilt das für das ganze Leben. Man muss dieses „Ja“ aber immer erneuern. Jesus fordert uns auch dazu heraus. Das wird deutlich am „Fiat Marians“. Ich brauche keine Angst zu haben, will einfach vertrauen. Vertrauen, dass Gott alles zum Guten führen kann und wird. Eine weitere Herausforderung für dieses JA zu Jesus war der Plan meiner Provinzoberin. Sie sagte mir: „Wir haben beschlossen, dich zusammen mit drei anderen Schwestern nach Österreich zu schicken. Das Wort Austria kannte ich gar nicht. Ich hörte es das erste Mal. Und ich wusste absolut nicht, was auf mich zukommen würde. Aber die Begeisterung für Jesus war noch frisch in mir, so dass ich, ohne mir viele Gedanken zu machen, wieder „Ja“ sagte. So landeten wir vier Schwestern James, Marceline, Lily und ich am 13. Juni 1999 in Frauenkirchen.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen… Er, der mich beim Namen gerufen hat, begann hier in Frauenkirchen meine Geschichte zu schreiben. Er kann auch Sie beim Namen nennen, er ruft Sie beim Namen. Vielleicht gibt es einige unter Ihnen, die Gott persönlich ruft, ihm nachzufolgen. Hören Sie auf seine Stimme! Es lohnt sich.
Der dritte Satz: „Du bist mein.
Ja, durch meine Ordensgelübde gehöre ich ganz und gar zu Gott. Ich bin froh und dankbar, eine Ordensfrau zu sein. Dieses Leben möchte ich mit nichts anderem tauschen. Es ist nicht immer leicht, Ordensfrau zu sein, denn ich habe in den letzten 21 Jahren viele Höhen und Tiefen erfahren.
Was mir aber immer Kraft und Mut gegeben hat, als Ordensfrau glücklich zu sein, wird in den folgenden drei Punkten beschrieben:
- Das tägliche Gebet und die tägliche Eucharistiefeier
- Die Klostergemeinschaft, meine Familie und meine Freunde. Meine Mitschwestern waren immer für mich da und sind immer für mich da. Auch die ermunternden Worte und das Gebet meiner Familie und vieler meiner Freunde haben mir auf meinem Weg immer wieder Kraft gegeben.
- Sinn und Bedeutung meiner Berufung finde ich auch im Dienst an den Menschen, an den Kindern und Jugendlichen. Auch als Religionslehrerin kann ich ihnen Gott nahebringen.
Ich danke jeder und jedem Einzelnen, die heute noch für Bischöfe, Priester und Ordensleute beten. Ja, wir Ordensleute brauchen diese Gebete. Beten Sie bitte auch um Berufungen! Die Kirche braucht gute und authentische Priester und Ordensleute, um Gottes Liebe sichtbar zu machen. Die Kirche braucht Sie, dass Sie um geistliche Berufung auch aus Ihrer Familie beten. Wir sind dankbar für Ihr Gebet.