Maria Lichtmess – das Fest der Darstellung des Herrn ist eines dieser Feste, die an uns, wahrscheinlich weil ein Werktag, unbemerkt vorüber gehen. Darin liegt eine tiefe Logik, eine göttliche und eine menschliche.
Worum geht es hier eigentlich? Jesus wurde vierzig Tage nach seiner Geburt im Tempel dargestellt, für ihn wurde ein Opfer dargebracht, und außerdem hat auch seine Mutter für ihre Reinigung nach der Geburt ein Opfer dargebracht. Wir könnten lange über die Bedeutung der alttestamentlichen Reinigungsvorschriften nachdenken, aber wir würden uns im Kreis drehen, wenn wir nicht verstehen, dass mit Jesus etwas Neues ins Leben kommt, das mit einem Wort beschrieben werden kann – Erlösung. Wenn wir „Erlösung“ sagen, denken wir an unsere eigene Not, Sünde, unseren Schmerz, von dem wir gerettet und befreit wurden. Aber die Begegnung mit Jesus, wie sie der alte Mann Simeon und die Prophetin Anna hatten, beschränkt sich nicht nur auf die endgültige Flucht aus der Not, sondern besteht aus unserer Liebe zu Gott und unserem Nächsten, die wir metaphorisch als Honig in einem Bienenstock beschreiben können.
Wenn der Stock nur als Unterschlupf oder zum Verstecken dienen würde, wäre sein Ziel und Zweck nicht vollständig. Der Bienenstock dient den neugeborenen Bienen als Nahrung, beziehungsweise sein Inhalt, und alle Bienen arbeiten auf dieses gemeinsame Ziel hin. Warum bediene ich mich dieses Bildes aus dem Tierreich? Das Kerzenwachs, das wir bei der Lichtmess-Zeremonie verwenden, besteht nämlich mehr als 50 % aus Bienenwachs. Die Reinheit dieses Wachses erinnert an die Reinheit des Körpers Christi, der dem Körper der Jungfrau entstammte, der Docht der Kerze repräsentiert seine Seele und die Flamme seine Göttlichkeit. Das bedeutet: Das Licht ist eine kleine Erinnerung an die menschliche und die göttliche Natur Jesu, diese „Natur“ die wir zu Maria Lichtmess in unseren Händen halten.
Tatsächlich bezieht sich die Kerze symbolisch auf das, was wir tatsächlich bald in Händen halten werden, nämlich das eucharistische Brot, den wahren Leib Christi. In dem Augenblick, in dem wir die Kerze halten, finden wir uns in der Rolle von Maria, Josef, Simeon und Anna wieder. Wir wissen, wie es ist, Begeisterung durch die Anwesenheit des geliebten Leibes zu fühlen.
Wir wissen, dass es ohne ihn „keinen Frühling gibt“, und nichts einen Sinn hat. Durch seine Gegenwart verleiht Jesus allem, was gut ist, das Siegel der Ewigkeit. So auch unserem Wesen. Das ist wahre Erlösung: Bewahrung vor Vergänglichkeit, Verfall, Trennung, Not, Einsamkeit und ein Schritt hin zu einem neuen Geschöpf, welches wir in der Auferstehung erhoffen zu werden.
Wenn wir außerdem die Passage im Evangelium über die Darstellung im Tempel lesen, werden wir keine Erwähnung dessen finden, dass Jesus für fünf Schekel freigekauft wurde, wie es für den Erstgeborenen Brauch war. Er selbst ist das Lösegeld, er versetzt sich in die Lage des Sünders, er gibt sein Leben für andere. Noch etwas zum Bienenkorb. Der Bienenkorb ist ein Ort, in dem die Bienen geboren werden, leben, sich ernähren und etwas schaffen. Die Kirche ist einem Bienenkorb ähnlich, als Ort der Verherrlichung Gottes und als Gemeinschaft, in der Gott wohnt. Zumindest sollte es so sein.
Die Temperatur im Bienenkorb liegt nahe am Ausmaß der normalen Temperatur des menschlichen Körpers: Im Bienenkorb muss sie maximal 35 Grad betragen, während bei uns Menschen bis zu 37 Grad als normale Körpertemperatur gilt. Also: im Bienenstock muss es warm sein, damit sich neue Bienen entwickeln können. Somit sollte auch in der Kirche eine warme Umgebung und Atmosphäre herrschen, damit neue Seelen kommen und wachsen können. Die Bienen erledigen alles gemeinsam, koordiniert durch eine geheimnisvolle Logik, sodass alles seine eigene Ordnung und jede Biene ihre eigene Aufgabe hat. Darüber hinaus stirbt eine Biene, wenn sie sticht, auch wenn es kein Zufall sein muss.
Das sagt etwas über uns als Gemeinschaft, über uns als Individuen aus. Und selbst wenn Sie noch nie von Maria Lichtmess gehört haben: Wenn Sie in einem dunklen Raum, zum Beispiel ohne Strom, eine Kerze anzünden, spüren Sie Erleichterung und Wärme. Dies alles sind kleine Hinweise auf den Erlöser, der darauf wartet, mit uns zu „tanzen“, wie der Wind mit den Bienen.
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