Jeder Mensch befand sich zumindest einmal in seinem Leben in einer Situation, in der er sich eine zweite Chance oder einen völligen Neuanfang wünschte. Er möchte akzeptiert werden, er möchte, dass ihm vergeben wird, er möchte einen Fehler korrigieren, vielleicht sogar eine radikalere Wende zum Besseren in seinem Leben vollziehen. Wir Menschen sind auf Symbole und Vorgaben angewiesen, wir brauchen ein Zeichen dafür, dass wir bereit sind und dass es uns möglich ist, in unserem Leben umzukehren, wir suchen ein Zeichen dafür, dass wir in den Augen Gottes immer willkommene Geschöpfe sind, die seinen Willen zu erfüllen wünschen und es können.
Gibt es ein besseres Zeichen für einen Neuanfang im Glaubensleben als den Aschermittwoch?
Werfen wir einen Blick auf die Verwendung des besonderen Zeichens der Asche, das an diesem Tag verwendet wird. Im Buch Genesis nutzt Gott bei der Erschaffung des Menschen das, was der Schreiber der Bibel den Staub vom Erdboden nennt (vgl. Genesis 2,7) und seinen Lebensatem. Diese beiden Elemente machen den Menschen zu einer lebendigen Seele, zu einem autonomen Wesen, das unausweichlich mit dem Schöpfer verbunden ist, zu einem Wesen, das harmonisch in seiner physischen Komplexität, den Bauelementen der Erde und der geistlichen Wirklichkeiten das Unvergängliche sucht. Auf der einen Seite haben wir dieses vom Herrn geschaffene Bild, einen fantasievollen Gedanken eines Menschen, der seinem Schöpfer und der Welt um ihn herum völlig frei mit Liebe antwortet.
Wir haben auch eine Wendung in dieser Harmonie, die durch die menschliche Neigung zu Sünde und Ungehorsam gestört wurde, was dazu führte, dass Sünde und letztendlich der Tod in das menschliche Leben eindrangen. Anlässlich der Vertreibung aus dem Paradies sprach Gott zu Adam: „Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren!“ (Genesis 3, 19). Diese Worte können für uns bedrohlich klingen, wenn wir uns nicht bewusst sind, dass Gott auch nach dem Sündenfall des Menschen sein guter Vater ist, jemand, der ihn über alles liebt. Aber der Widerstand gegen den Willen Gottes bleibt weiterhin Tatsache, bildlich betrachtet, bringt die Zerstörung des menschlichen Geistes mit sich, und der Körper ist vergängliche Materie, egal wie sehr wir uns insgeheim danach sehnen, nach manchen unserer Vorstellungen, auf ewig zu leben, auf Medizin und Wissenschaft vertrauend, manchmal bis zur Absurdität.
Am Aschermittwoch verwendet der Priester Asche während des Ritus der Auflegung der Asche, und sagt: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Mit anderen Worten: Denk daran, dass du sterblich und vergänglich bist, dass dein Leben nicht wirklich dir gehört, es ist bereits ein Geschenk deines Schöpfers. Noch etwas: Haben Sie sich jemals gefragt, wo diese Asche herkommt? Die Antwort lautet: – aus den Palmzweigen des vergangenen Palmsonntags. Warum werden diese Zweige verwendet? Der Ölbaum ist ein Baum, der Zeuge vieler Ereignisse im Leben Jesu war. Die letzte Nacht vor seinem Leiden verbrachte er betend im Garten am Ölberg. Der Ölbaum, ein in der galiläischen Heimat Jesu weit verbreitetes Gewächs, spendet Schatten, wenn er üppig ist, und das kostbare Öl seiner Früchte. Es ist ein langlebiger Baum, stark und standhaft, wie Gottes Gunst uns gegenüber. Am Palmsonntag begrüßen wir Jesus als König in einer Prozession mit Oliven-, Palmzweigen. Jetzt wird dieses Zeichen der Begrüßung, der Aufmerksamkeit und der Wertschätzung zu einem Zeichen des Neuanfangs durch Asche.
Anstelle der vorherigen ist auch eine andere Variante der Formel beim Ritus der Auflegung der Asche zu hören, nämlich die Worte: „Kehr um und glaub an das Evangelium!“
Die gleichen Worte werden von Jesus selbst gesprochen, wie sie im Markusevangelium (vgl. Mk 1,15) zu Beginn seiner öffentlichen Rede aufgezeichnet sind. Davor folgen die Worte: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Die Mahnung an die eigene Sterblichkeit und die Zeit, die auf dem Weg der Umkehr abläuft, ist dieselbe. Für die Umkehr haben wir eine bestimmte, uns geschenkte Zeit, eine gnadenvolle Zeit, und nicht eine unbegrenzte, unachtsam verbrauchte, Anzahl von Tagen und Stunden. Warum ist die Umkehr für uns notwendig? Um des Reiches Gottes willen. Woher wissen wir, dass wir Erben dieses Königreiches sind? Wenn wir so leben, dass Gott und sein Wort an erster Stelle stehen. Mit den Worten über die Nähe des Reiches Gottes macht Jesus die Seele auf seine Nähe aufmerksam. In der Gegenwart Jesu ist das Reich Gottes da, seine Person, seine Werke sind das Reich, dem wir folgen und dessen König er ist. Tatsächlich möchte Jesus der König unserer Herzen werden. Der Ritus des Aschermittwochs weist uns auf die Umkehr hin, die den Anfang und die dauerhafte Gegenwart Gottes darstellt, die wir der Welt bringen und so sein Reich durch Gebete und Werke der Barmherzigkeit verbreiten.
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