Morden? Alles menschlich!
Wenn es den Menschen „heiß überläuft und er den Blick senkt“, dann ist er zu allem fähig. Auch zu einem Mord. Was die Bibel über Kain (Gen 4,1-16) sagt, sind Aussagen über das Menschliche, über uns.
Die alttestamentliche Exegetin, Theologin und Autorin Dr. Daniela Feichtinger, gibt beim Philosophischen Café in einem Jennersdorfer Lokal Einblicke in den hebräischen Text und zeigt recht nüchtern das menschliche Verhalten und die Reaktionen Gottes. Als „Stimme des Gewissens“ geht Gott auf Kain zu und lässt auch nach der Tat den Mörder leben. Diesen biblischen Befund ergänzt die Religionspädagogin um Erkenntnisse der berühmten britischen Tierforscherin Jane Goodall in Tansania: Schimpansen, die friedlich, ja geradezu liebevoll zusammenleben, gehen später aufeinander in brutaler Weise los, quälen und töten.
Kann Friede gelingen, wenn uns das Töten so in den Knochen sitzt? Sind wir alle so? Sind Männer mehr als Frauen zum Mord willens und fähig? TeilnehmerInnen schildern einzelne Gräueltaten, wie sie zurzeit im „Bruderkrieg“ in der Ukraine zutage treten. Ohnmacht und Gewaltspirale zeigen keine Auswege: Ist morden menschlich? Aber was würde Jesus in der Ukraine tun? Daniela Feichtinger gibt ein pfiffiges Statement: Jesus, der sein Sterben öffentlich gemacht hat, würde versuchen, die gewaltlosen Bemühungen in der Ukraine zu unterstützen, würde die Medien nützen für einen Pazifismus, der auch im Scheitern die Hoffnung leben lässt….