Wie geht die Diözese mit dem Auftrag um, ethisch verantwortungsvoll Finanzen, Vermögen und Grundbesitz zu verwalten?
Nachhaltig Bauen und Wirtschaften war das Thema eines Kamingesprächs, das Barbara Buchinger mit Finanzkammerdirektor Richard Dienstl, Bauamtsdirektor Markus Zechner und dem Leiter der Liegenschaftsabteilung und diözesanen Umweltbeauftragten Lois Berger im neuen „Haus der Diözese“ im Rahmen der Aktionstage für Solidarität und Nachhaltigkeit führte.
Denn Papst Franziskus selbst legt mit seinen beiden Enzykliken „Laudato Si‘“ und „Fratelli Tutti“ eine hohe Latte, der auch wir selbst als Kirche nachkommen müssen, wenn uns nicht vorgehalten werden soll, dass wir soziale, wirtschaftliche und politische Gegebenheiten kritisieren, aber in unseren eigenen Reihen nicht beispielhaft vorangehen.
Bei der Vermögensverwaltung gilt für die Diözese zum Beispiel nicht nur das Ziel, die vielen Aufgaben und Einrichtungen der Kirche materiell abzusichern und eine gute wirtschaftliche Basis zu schaffen, sondern es stellt sich auch die Frage, wie Geldvermögen unter ethischen Prinzipien angelegt werden kann. Dazu hat die österreichische Bischofskonferenz eine für die Diözesen verpflichtende Richtlinie erarbeitet, in der genau beschrieben ist, in welche Finanzprodukte eine Diözese investieren kann. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung werden hier also oberste Prinzipien angelegt. Die Details der Richtlinien werden in der Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz von ExpertInnen regelmäßig diskutiert und angepasst und in der Diözese vierteljährlich von unabhängigen ExpertInnen überprüft. In der Praxis des ethischen Investements wird nach den Prinzipien verhindern, fördern und verändern gearbeitet. So hat die Kirche Österreichs als ein nicht unbedeutender Investor am Finanzmarkt erreicht, dass gewisse Finanzprodukte geschaffen worden, die es auch privaten Personen ermöglicht, ihr Geld ethisch anzulegen.
Bauamtsdirektor Zechner wiederum nannte gerade das Diözesanhaus – in dem das Gespräch stattfand – als beispielhaft für kirchliches Bauen. Denn hier wurde ein Altbestand, den man aus rein wirtschaftlichen Kriterien wahrscheinlich abgerissen hätte, von Grund auf saniert. Damit war zwar ein größerer Aufwand verbunden, aber es wurde mit dem Verwenden der schon verbauten Substanz wertvolle Ressourcen gespart. Hier komme es der Kirche zugute, dass diese viele historische Gebäude zu erhalten habe und sich somit die Energiebilanz auf Jahrzehnte und Jahrhunderte kalkulieren kann. Weil die Kirche auch sonst oft in Jahrhunderten denkt, werden auch andere kirchliche Einrichtungen wie Pfarrheime nicht so schnell aufgebaut und abgerissen wie dies zum Beispiel bei Einkaufzentren der Fall ist.
Als Vorreiter im Burgenland sieht sich die Diözese auch bei der Energieversorgung ihrer Gebäude. Schon vor vielen Jahren hat man damit begonnen, von fossiler Energie auf erneuerbare Energie umzusteigen. Mit einem gut verteilten Netzwerk an Grundstücken und Gebäuden im ganzen Land ist man z.B. ein strategisch guter Partner für nachhaltige Energiegewinnung und -versorgung. So verwies Umweltbeauftragter Berger nur auf Windräder oder Bioheizwerke die auf kirchlichen Grundstücken stehen bzw. an denen die Diözese beteiligt ist und mit dem Martinus-Strom der Energie Burgenland wiederum gibt es die Möglichkeit die Bonuspunkte für ein Entwicklungsprojekt in der Partnerdiözese in Indien zu spenden. Weiters wurde erstmals der „diözesane ökologische Fußabdruck“ erhoben und Schritte in Richtung einer klimaneutralen Diözese gesetzt. Dies sei natürlich auch eine Herausforderung, wie alle drei Gesprächspartner betonten. Zur Zeit lebe man in einer Art Übergangszeit, in der man mit fossiler Energie aufgewachsenen ist, aber nun den Weg in eine grüne Zeit beschreiten müsse. Hier habe die Kirche eindeutig Vorbildfunktion und muss diese auch wahrnehmen, denn bereits gleich in den ersten Kapiteln der Bibel heißt es in Genesis 2,15 dass der Menschen den Garten Eden bebauen und behüten soll.