
Unscheinbare Unaufhaltsamkeit
Von alkoholischen Kalamitäten, spontanen Kaiserschnitten und klärenden Kopfwäschen. Gedanken zum 2. Sonntag.
Lesejahr C I, 19.01.2025
Schriftworte
Um Zions willen werde ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis hervorbricht wie ein helles Licht seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine brennende Fackel.
Jes 62, 1
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.
1 Kor 12, 6-7.11
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Johannes 2, 11
Impuls
Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee,
deren Zeit gekommen ist. (Victor Hugo)
Nach Ende des Weihnachtsfestkreises beginnt wieder der kirchliche Alltag – die Zeit im Jahreskreis. Und da begegnen wir Jesus, dem „Newcomer“: Er hat bereits Jünger um sich gesammelt. Aber offenbar geht er noch schwanger mit dem, was da in ihm bereits heranwächst.
Spannend, dass es seine Mutter ist, die ihm quasi mittels „spontanem Kaiserschnitt“ zur Geburt verhilft – ihn sozusagen zwingt, das erste Wunder zu tun.
Es muss beeindruckend gewesen sein, dieses erste Wunder in Kana. Zumindest wird die Reaktion der Jünger entsprechend überliefert. Auf social media hätte man lesen können: „Jesus wirkt sein erstes Wunder! Halleluja - Die Geburtsstunde eines Influencers!!!“
Oder so...
Allerdings: Fehlanzeige - kaum einer der Hochzeitsgäste dürfte dieses Ereignis überhaupt registriert haben.
Stattdessen bekommt der Bräutigam am „schönsten Tag des Lebens“ den Kopf gewaschen…
Um dieses Geschehen zu verstehen, muss man sich wohl an das Gleichnis vom Reich Gottes erinnern, das heranwächst wie ein unscheinbares Samenkorn…
Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides. (Adalbert Stifter)
Ein mächtig zarter Prolog, ebenso unscheinbar wie unaufhaltsam.
© nikfai