Verklärung des Herrn
Glaubenszeugnis und Glaubenspraxis. Gedanken zum Fest Verklärung des Herrn.
Lesejahr B II, 18.8.2024
Schriftworte
Schwestern und Brüder!
Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe.
2. Petrusbrief 1, 16
Und er wurde vor ihren Augen verwandelt;
Markus 9, 2
Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.
Markus 9,10
Impuls
Woraus nährt sich der Glaube?
Zunächst einmals vom Zeugnis der „Zeugen“.
Niemand sonst war damals dabei, als am Berg der Verklärung die göttliche Seite des Sohnes Gottes auf Erden für einen kurzen Moment in die irdische Realität hereingebrochen ist. Hätten diese drei nicht davon berichtet, wüsste niemand davon.
Ein extremes Beispiel in dieser Exklusivität.
Denn meist hat Jesus ja in aller Öffentlichkeit gewirkt, weshalb viele Zeitgenossen mit Jesu Wirken konfrontiert worden sind - doch nicht alle haben sich auch tatsächlich berühren lassen.
Jene allerdings, die offen dafür waren, haben anschließend bezeugt, was Gott in ihrem Leben verändert hat.
Nebenbei: Es gab viele, die Jesus gesehen und erlebt haben – sich jedoch nicht berühren haben lassen. Manche haben am Palmsonntag „Hosanna!“ und am Karfreitag „Kreuzige ihn!“ geschrieen.
Lediglich etwas zu sehen, mitzuerleben, reicht noch nicht aus, um aus einem Menschen einen „Zeitzeugen“ zu machen.
Wie wird man zu einem Glaubenszeugen / einer Glaubenszeugin?
Zunächst einmal, indem man den Glauben tut, ausübt, praktiziert.
Doch ein Zweites muss hinzukommen:
Um ein Zeuge / eine Zeugin des Glaubens sein zu können, bedarf es auch noch der Reflexion. Erst dann kann ich verstehen, einordnen, was ich da eigentlich tue. Mitlaufen allein reicht nicht aus. Das sieht man bei jenen, die sowohl am Palmsonntag als auch am Karfreitag geschrieen haben…
Karl Rahner, ein wichtiger Theologe des 20. Jahrhunderts, hat formuliert:
Der Fromme von morgen wird ein „Mystiker“ sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.
Die gesamte Textpassage kann hier nachgelesen werden.
Der Glaube erschließt sich oftmals erst im Tun. Doch es sollte ein reflektiertest Tun sein.
Denn die Meisten von uns waren ja nicht einmal bei ihrer eigenen Taufe dabei – nämlich in dem Sinne eines bewussten Erlebens. Habe ich tatsächlich schon "begriffen", was es bedeutet getauft zu sein?
Das Fest der Verklärung des Herrn kann dazu anregen, diese geistige Wirklichkeit für sich selbst zu reflektieren - bis zum Äußersten: „Von den Toten auferstehen – was ist das?“
© nikfai