
7. Sonntag der Osterzeit
Die österlichen 2G: Geduld und Gebet
Schriftstelle
Apostelgeschichte 1, 13a.14
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: (...) Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.
Impuls
Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten ist eine ganz besondere.
Der auferstandene Herr ist zumindest bis zu seiner Himmelfahrt irgendwie wieder gegenwärtig - und doch auch nicht.
Er begegnet den Seinen. Und ist doch fremd, weil ganz anders als zu Lebzeiten.
Zu Pfingsten wird den Freundinnen und Freunden Jesu eine neue Sichtweise, ein neues Verständnis, geschenkt werden.
Doch so weit sind diese zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht…
Es ist wie bei einem Nahrungsmittel, das erst reifen muss – etwa ein Germteig, der in der Wärme aufgehen muss; ein Wein, der seinen Zuckergehalt in Säure umwandeln, der seine Gerbstoffe abbauen muss; das Joghurt im Prozess der Fermentierung.
Würde der Germteig zu früh gelüftet, fiele er zusammen; würde der Wein zu früh abgefüllt, wäre er ungenießbar; unfertiges Joghurt verdirbt.
In so einer Situation hilft nichts anderes als Geduld zu üben.
Die Anhänger Jesu rücken enger zusammen in jenem „Obergemach“. Eine neue Gemeinschaft wächst hier heran. Vorher waren sie alle vermutlich nie so lange und so geeint beisammen. Denn zuvor war Jesus das gemeinsame Zentrum von ihnen allen – aber durchaus an verschiedenen Orten, in unterschiedlichen Kontexten.
Plötzlich fehlt der einende Meister – nun müssen sie aneinander und miteinander wachsen.
Gebet ist das neue verbindende Kontinuum. Das Einhalten der „Tagzeiten“, der Gebetszeiten im Lauf eines Tages, war für gläubige Juden durchaus etwas Gewohntes.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen: Es ist sehr hilfreich in Zeiten des Umbruchs, wenn ich auf bewährte Gewohnheiten zurückgreifen kann. Nicht immer sehe ich bereits das nächste Ziel vor mir; aber wenn ich nicht ständig fragen und suchen muss, sondern einfach auch nur Schritt für Schritt gehen kann, dann ist tatsächlich der „Weg das Ziel“.
Die Zeit wird vieles weisen.
Die Entwicklung des Lebens kann nicht erzwungen werden.
© nikfai