
Weißer Sonntag
Thomas, der Entschiedene
Schriftstelle
Johannesevangelium 20, 27-29
Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände!
Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Impuls
„An wos soll i denn glaubn, außer an des, wos i gspier?“, heißt es in einem Lied. Durchaus ein berechtigter Zugang. Der allerdings auch gehörig in die Irre führen kann.
Da ist jener Zugang, den Thomas wählt, schon seriöser: Er vertraut weder dem Gefühl noch dem Reden der anderen. Sondern er will es mit seinen eigenen Sinnen begreifen.
Also, ich gestehe: Dieser Thomas ist mir sehr nahe!
Auch, wenn er vor 2000 Jahren gelebt hat, so erscheint er mir sehr „modern“. Denn auch ich bemühe mich, das zu verstehen, was mir begegnet. Da gehe ich natürlich zunächst mal von meinen Sinnen aus. Schließlich kommt „begreifen“ ja vom tatsächlichen Berühren, Angreifen.
Obwohl:
In Dingen des Glaubens greift das haptische Angreifen doch zu kurz.
Warum?
Letztlich geht es um Vertrauen. Und das geht nur „persönlich“, sozusagen. Mit meinen Sinnen alleine klappt das nicht, sondern da muss dann doch auch die Emotion mit im Spiel sein. Und der Verstand. Ich vertraue, weil ich mich dazu entscheide.
Und auch das macht Thomas!
Für mich ist Thomas seit Ostern nicht „der ungläubige“, sondern „der entschiedene Thomas“!
Er hat schon etwas Vorbildhaftes, dieser Thomas…
© nikfai