Von den Aposteln lernen
Die Begriffe "synodal", "Synode", "synodaler Weg" und verwandte Wortschöpfungen sind im kirchlichen Wortschatz der letzten Monate feste Bestandteile geworden.
Sie meinen im letzten alles, was mit "gemeinsam" und "Gemeinschaft" im kirchlichen Bereich zu tun hat.
Nun bin auch ich von ersucht worden, "einfach meine Gedanken oder Meinugen dazu", zu Papier zu bringen.
Beim Nachdenken darüber bin ich in der Apostelgeschichte hängengeblieben, beim "ersten synodalen Vorgang" - dem Apostelkonzil in Jerusalem (ca. 48/49 n.Chr., vgl. Apostelgeschichte , Kapitel 15).
Es ging um die wesentliche Frage der Beschneidung. Ob Heiden erst Juden (d.h. beschnitten) werden müssen oder ob sie gleich Christen werden können. Zum Ergebnis, sich nicht zuerst beschneiden lassen zu müssen, haben sich alle Beteiligten durchgerungen.
Man hat die Sache (!) ohne Ansehen der Person dargestellt, sie von den verschiedenen Blickwinkeln aus in Offenheit besprochen (vermutlich laut und durcheinander schreiend, vielleicht bisweilen untergriffig im Ausdruck, aber einander achten und ehrlich) und dann entschieden.
Alles war gekennzeichnet, in der betreffenden Angelegenheit ein gemeinsames Auskommen zu finden, mit dem jeder leben und seinen Glauben praktizieren konnte.
Dass es natürlich auch - damals wie heute - Fundamentalisten gab, die mit Halbwahrheiten u.ä. verunsicherten, liegt auf der Hand.
Dennoch: Man rang sich gemeinsam zu einem Weg durch. Durch das Gehen dieses Weges ist die Frohbotschaft Christi bis zu uns gelangt und wird mit Gottes Hilfe und unserem Zutun auch weiteren Generationen "Leben in Fülle" (Joh 10,10) schenken.
Zu diesem synodalen Gedanken fällt mir der letzte Satz im ersten Kapitel des zweiten Korintherbriefes des Hl. Paulus ein:
"Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude; denn im Glauben steht ihr fest." (2 Kor 1,24)
Wenn wir einander DAS ehrlich zugestehen, dann sind wir eine synodale Kirche auf dem Weg durch die Zeit.
So möge es werden und sein, und so möge es bleiben.
Mit Gottes Hilfe und Seinem Segen.
© Kreisdechant Pfarrer Mag. Wilhelm A. Ringhofer, Leiter des SR "Am See", Stadtpfarre Neusiedl am See und Pfarre Weiden am See.
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