Eisenstadt – Die Medizin und der Glaube prägten das Leben von Batthyány-Strattmann. Der Fürst aus altem ungarischem Adel promovierte 1900 zum Doktor der Medizin und gründete Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Spitäler: eines in Kittsee, eines in Körmend. Zwei Drittel seines Vermögens steckte er in die Betreuung seiner Patienten, behandelte bis zu 100 Personen pro Tag und das meist kostenlos. Die Operationen begannen und endeten mit einem Gebet. Das machte schon zu Lebzeiten seinen Ruf als Heiliger aus, und das wurde auch bei den Feierlichkeiten zu seiner Seligsprechung in Rom, am 23. März 2003 durch Papst Johannes Paul II. gewürdigt. Am 28. Oktober gedenkt die Diözese Eisenstadt aus Anlass des 150. Geburtstages ihres ersten Seligen, dem Mann auf dem "Pelikanweg", dem "Arzt der Armen" – Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann.
"Offene Augen für die Not der Menschen"
In seinen Patienten begegnete er immer Christus. Er selbst fühlte sich als Werkzeug Gottes bei der Behandlung der armen Kranken. Er wollte ganz bewusst Arzt der Armen sein und nicht nur den Körper, sondern auch die Seele heilen. Seine Frau, Gräfin Maria Theresia Coreth, mit der er 13 Kinder hatte, unterstützte ihn stets in seinem hingebungsvollen Wirken. Als geschickter Operateur führte er in seinen drei Jahrzehnten als Arzt 3133 Operationen des Grauen Stares (Cataracta) erfolgreich durch und behandelte täglich bis zu 100 Patienten aus armen Verhältnissen. Statt Bezahlung anzunehmen gab er seinen PatientInnen Geld mit und die Bitte, sie mögen für ihn beten.
Als Augenarzt habe Ladislaus Batthyány-Strattmann nicht nur die Aufgabe gehabt, Menschen das Augenlicht medizinisch zurückzugeben, das Sehvermögen zu verbessern oder zu heilen, so Diözesanbischof Zsifkovics. "Er hatte auch offene Augen für die Not der Menschen. Stets sah er in seinen Patienten immer wieder Christus, und er ist in ihnen letztendlich Christus begegnet. Er arbeitete Tag und Nacht für die Menschen, half ihnen und stand ihnen bei in ihren körperlichen und seelischen Nöten." Vermittelt bekommen habe er diese Liebe Gottes von anderen, vor allem von seiner Frau Maria Theresia Coreth, so Bischof Zsifkovics, diesen Glauben habe er gelebt und ihn in seiner Familie und seinen Patienten weitergegeben.
Ladislaus auf dem "Pelikanweg"
Schon in der Antike war der Pelikan ein beliebtes Symbol für aufopfernde Liebe und selbstlose Hingabe. In dem aus dem Mittelalter stammenden Text, der auf den berühmten Kirchenlehrer Thomas von Aquin zurückgeht, wird Jesus mit einem Pelikan verglichen: "O guter Pelikan, o Jesus, höchstes Gut, wasch‘ rein mein unrein‘ Herz mit deinem teu’ren Blut!"
Ladislaus kannte den Pelikan jedoch nicht nur aus dem Religionsunterricht, er wuchs mit dem Vogel als Wappentier der fürstlichen Familie auf. Der Wahlspruch lautete "Fidelitate et Fortitudine" (Treue und Tapferkeit). Dieser wurde von ihm auf "Fidelitate et Caritate" (Treue und Liebe) geändert und ist seither – für die fürstliche Linie – gültig. "Dr. Ladislaus Batthyány begegnet uns wie kaum ein anderer als Vater und Arzt, für den das Zeichen des Pelikans mehr als bloß Wappentier war. In seinem Leitspruch brachte er zum Ausdruck, dass das Zeichen des Pelikans sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht, dieses Symbol des Selbstaufopferns, des Einsatzes seines eigenen Lebens zum Wohle anderer und die Bereitschaft eines Fürsten und ranghohen Politikers, zu dienen", so Heinz Ebner, Künstler und Kurator der Ausstellung "Im Zeichen des Pelikans" im Jahr 1990.
Dr. Batthyány-Strattmann selbst hielt in seinen Tagebuchaufzeichnungen die Dankbarkeit darüber fest, dass er seinen Weg – den er erst suchen musste – auch wirklich fand. "Gott allein weiß", schrieb er am 11. Feber 1926, "ob nicht die Gebete des lieben Paters der Grund waren, dass ich (…) den richtigen Weg zu Gott durch seine Gnade gefunden habe. Freilich nach Irrfahrten."
Musiker, Zuckerbäcker, Zauberer
Dass der begnadete "Arzt der Armen" sich auch anderen Leidenschaften widmete mag im ersten Moment wunderlich klingen, doch er wusste stets sich auch andere Freuden zu gönnen und neue Dinge zu lernen. Seine Begabung für Musik und Sprache hatten sich bereits in seinen Jugendjahren herauskristallisiert, doch er war auch ein hervorragender Tortenbäcker – wie seine Tochter Lilly in einem Gespräch 1987 festhielt: "Mein Vater war sehr vielseitig. Er war ausgebildeter Zuckerbäcker und hat auch einen Kurs in Italien gemacht als Uhrmacher. Er hat sich mit allem, was er in Angriff genommen hat, sehr inständig beschäftigt". Mit seiner geselligen und heiteren Art strahlte er Wohlwollen und Freude aus. Mit Zauberkunststücken und stundenlangem Klavierspiel konnte er Kinder und Erwachsene erfreuen. "Und er hatte Humor, den Humor der weisen Gelassenheit", so Rudolf Kroyer, Autor der Buches "Ladislaus Batthyány-Strattmann – Ein Leben im Dienste Gottes und der Menschen."