
Batthyány-Strattmann zeigt Weg der Liebe
Am Gedenktag des Armenarztes hebt Diözesanbischof dessen „offene Augen für die Not der Menschen“ hervor – „Stets sah er in seinen Patienten immer wieder Christus, und er ist in ihnen letztendlich Christus begegnet“. – Live-Stream der Maiandacht in der Basilika Güssing
Güssing – Am Gedenktag des Armenarztes und burgenländischen Seligen Ladislaus Batthyány-Strattmann (1870-1931) hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics in der Basilika Güssing – sie birgt auch die Grabstätte des Seligen – die Erfahrung der Christus-Begegnung in Armen und Leidenden betont. Zsifkovics feierte zusammen mit Stadtpfarrer Pater Raphael Rindler, Kaplan Pater Anton Bruck und Diakon Peter Graf eine Maiandacht in der Basilika. Die Feier am 22. Mai wurde im Live-Stream übertragen.
Vom Lieben, Vermitteln und Wirken
In seiner Predigt betonte der Bischof, das Christentum sei eine Religion der Liebe – zu Gott und die zum Mitmenschen. Ein Bild biete das Neue Testament mit Maria und Johannes, die unter dem Kreuz stehen und zu ihm aufblicken. Dies lehre drei Dinge, so Zsifkovics: "Dass die Liebe offene Augen hat – auffordert im Nächsten Christus zu sehen und zu begegnen; dass die Liebe es immer eilig hat – wie Maria, als sie die Botschaft des Engels erhielt und eiligst zu Elisabeth lief, um die Nachricht zu verkündigen; und dass Liebe vermittelt, verbindet und als Fürsprecherin da ist, weil unser Tun und Arbeiten und Beten zu Christus hinführt."
Als Augenarzt habe Ladislaus Batthyány-Strattmann nicht nur die Aufgabe gehabt, Menschen das Augenlicht medizinisch zurückzugeben, das Sehvermögen zu verbessern oder zu heilen. "Er hatte auch offene Augen für die Not der Menschen. Stets sah er in seinen Patienten immer wieder Christus, und er ist in ihnen letztendlich Christus begegnet. Er arbeitete Tag und Nacht für die Menschen, half ihnen und stand ihnen bei in ihren körperlichen und seelischen Nöten."
Vermittelt bekommen habe er diese Liebe Gottes von anderen, vor allem von seiner Frau Maria Theresia Coreth, so Bischof Zsifkovics. Diesen Glauben habe er gelebt und ihn in seiner Familie und seinen Patienten weitergegeben. Dies sei eine Einladung an alle Menschen heute.
Ältere Generation mehr als nur Risikogruppe
Zsifkovics dankte bei der Maiandacht auch all jenen, die in den vergangenen Wochen und Monaten ihren Nächsten – privat oder beruflich – Dienste geleistet hätten und sich oftmals sogar hintanstellen mussten. Er hob hervor, dass die ältere Generation, die im Zuge der Corona-Pandemie die Bezeichnung Risikogruppe erhalten habe, nicht nur so gesehen und wahrgenommen werden dürfe. Vielmehr müsse ihr auch besonderer Dank und Anerkennung ausgedrückt werden. Dies betreffe ihre Arbeit, ihr Aufbau in Gesellschaft und Kirche, ihr ganzes Leben: "Jetzt, wenn ihre Hände alt und zittrig werden, wenn sie nicht mehr das beitragen können was vielleicht früher möglich war, dann kann ich nur sagen: Sie sollen wissen, dass unser Dank sie begleitet und dass sie schlussendlich wissen, dass es da eine Hand gibt, die sie in guten wie in schweren Tagen immer wieder trägt und hält. Auch in der letzten Wegstrecke hin zum Ziel, zum Haus des Vaters."
Johannes Paul II. sprach den Kittseer Spitalsgründer 2003 selig
Ladislaus Batthyány-Strattmann (1870-1931) war Mediziner, der auf eigene Kosten zwei Spitäler in Kittsee und Körmend (Ungarn) errichtete, in denen er seine Patienten unentgeltlich behandelte. Anfangs arbeitete er als praktischer Arzt, spezialisierte sich als Chirurg und später als Augenarzt. Batthyány wollte ganz bewusst Arzt der Armen sein. Seine Frau, Gräfin Maria Theresia Coreth, mit der er 13 Kinder hatte, unterstützte ihn stets in seinem philanthropischen Wirken. Er war ein geschickter Operateur, der in seinen drei Jahrzehnten als Arzt 3133 Operationen des Grauen Stares (Cataracta) erfolgreich durchführte. Batthyány-Strattmann behandelte täglich bis zu 100 Patienten aus armen Verhältnissen, denen er auch Geld mitgab. In den Bedürftigen sah er immer Christus und betrachtete sich als Werkzeug Gottes.
Nach seiner Krebserkrankung starb er am 22. Jänner 1931 in Wien. Sein Leichnam wurde in der Familiengruft in Güssing beigesetzt. Viele seiner Patienten haben ihn schon zu Lebzeiten wie einen Heiligen verehrt.
Der Seligsprechungsprozess wurde 1944 eröffnet und später von den Diözesen Wien, Steinamanger und Eisenstadt weitergeführt. Am 23. März 2003 wurde Ladislaus Batthyány-Strattmann durch Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. Überliefert ist sein Wort: "Ich liebe meine Kranken, denn der Kranke lehrt mich Gott immer mehr lieben. Indem ich im Kranken Gott liebe, hilft mir der Kranke oft mehr als ich ihm.“
Nora Demattio, BA